Der enorme Zuckerverbrauch Englands
lässt dort große Zuckerraffinerien entstehen, zum Beispiel
in London, Bristol und Liverpool. Den Kolonien hingegen ist die
Herstellung von Weißzucker untersagt. Die Raffination des
Rohzuckers zu Weißzucker behält sich England selbst
vor (1).
Als nach der Abschaffung der Sklaverei die Produktion in Westindien
zunächst zurückgeht, finden sich andere Regionen im
riesigen britischen Empire, wo Zucker billig produziert werden
kann: so zum Beispiel die Provinz Natal in Südafrika oder
die Insel Mauritius. Die Arbeitskräfte für die arbeitsintensiven
Zuckerrohrplantagen sind dort Auswanderer aus Indien, deren Lebensunterhalt
in indischen Textilmanufakturen durch den massenhaften Import
billiger Textilien aus britischen Fabriken zerstört worden
ist (3 + 5).
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So ist der Zustrom an Rohzucker nach
England gesichert. Die großen Zuckerraffinerien in England
können weiter arbeiten und den Reichtum ihrer Besitzer vergrößern.
Einige der noch heute wichtigsten britischen Konzerne im Geschäft
mit dem süßen Gold haben ihren Ursprung in dieser Zeit:
zum Bei- spiel Tate & Lyle und EDF Man (5).
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Aus diesem Grund ist es für
England zunächst nicht notwendig, sich um die Zuckerrübe
zu kümmern. Der Zuckerrübenanbau beginnt auf den britischen
Inseln erst viel später als in den Ländern Kontinentaleuropas.
Über die Jahrhunderte unterhält England enge Lieferbeziehungen
für Rohrzucker mit seinen überseeischen Kolonien. Nach
deren Unabhängigkeit im 20. Jahrhundert wird der Zuckerhandel
im Rahmen des Commonwealth Sugar Agreement weitergeführt.
Als Großbritannien 1973 Mitglied der Europäischen Wirtschafts-
gemeinschaft (heute: EU) wird, entsteht aus dem Commonwealth Sugar
Agreement das Zuckerprotokoll mit den AKP-Staaten (siehe Das
AKP-Zuckerprotokoll) im Rahmen des Lomé-Abkommens.
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