
Marcel Hladik
Wenn das Gehirn einen Stoff als süß erkennt, weiß
es damit auch mit ziemlicher Sicherheit, dass der Stoff nicht
giftig ist. Denn dafür dient der Geschmacksinn seit Urzeiten:
zu erkennen, ob z.B. eine Beere giftig ist. Gifte schmecken meist
bitter und dieses Wissen war für unsere Vorfahren überlebensnotwendig.
Im Laufe der Evolution hat sich das Geschmacksempfinden der Menschen
verbessert. Menschen können mehr Stoffe und viel mehr
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Geschmacksrichtungen heraus- schmecken
als andere Lebewesen.
So haben beispielsweise bestimmte Arten von Affen (Rhesusaffen),
des Menschen nächste Verwandte, keine Geschmacksrezeptoren
für süße Proteine wie Thaumatin (4). Und Schweine,
die sich ähnlich ernähren wie Menschen (sie sind so
genannte Allesfresser), können zum Beispiel Aspartam nicht
schmecken (3).
Erklärt werden diese Unterschiede damit, dass süß
meist auf energiereiche Stoffe hindeutet. In der Natur vorkommende
Stoffe, die süß schmecken, sind z.B. Kohlenhydrate
oder Eiweiße (siehe Zuckerersatzstoffe) und damit wichtig
zum Sattwerden. Zu den Zeiten, als alle Menschen sich ihr tägliches
Mahl noch jagen und sammeln mussten, gab es keine Inhaltsliste
auf den Lebensmitteln. Man musste seinen Geschmacksinn benutzen.
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Außerdem war es also von Vorteil,
wenn man Stoffe aufstöberte, die andere Lebewesen, mit denen
Mensch sich um die Nahrungsressourcen stritt, nicht fanden. Die
menschlichen Geschmacks-Detektive setzten sich letztlich durch,
weil sie am wohlgenährtesten waren (15).

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