Medienkritische Analyse: Schweden - England

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Medienkritische Analyse

Medienkritische Fragen

 

 

Die folgenden Fragen thematisieren, wie die Medien Informationen bearbeiten. Lies den schwedischen Text „Der Erste Weltkrieg - eine unvermeidbare Katastrophe?” und den englischen Artikel „Der Schuss, der den Ersten Weltkrieg auslöste” um die folgenden Fragen beantworten zu können. Sieh dir außerdem die Bilder im Artikel „Der Mord, der den Krieg auslöste” von Søren Aagaard an. Dieser Artikel wird etwas kürzer und vor allem hinsichtlich der Bilder behandelt, weshalb er nicht vollständig zu lesen ist.


Fragen:

1

Verwendung von Quellen

a. Welche Quellen werden im schwedischen Text von Peter Englund und im englischen Text von Christopher Clark verwendet?

b. Diskutiere mit einem Klassenkameraden, ob große Historikerinnen und Historiker ihre Quellen nicht mitteilen müssen.

2

Hätte der Text anders geschrieben werden können?

a. Vergleiche den Inhalt der beiden Texte. Wie unterscheiden sie sich?

b. Vergleiche auch mit deinem Schulbuch und mit Wikipedia. Wie beschreiben diese die Handelnden und die Ereignisse?

3

Für wie vertrauenswürdig hältst du die Texte?

4

Welche theoretische Position (Tendenz), denkst du, vertritt der Autor? Welche Perspektive(n) findest du in dem Text?
5

Ist kontrafaktische Geschichtsdarstellung vertretbar?

a. Hältst du es für geschichtswissenschaftlich vertretbar auf kontrafaktische Art und Weise über den Verlauf von der Geschichte zu spekulieren, so wie es der schwedische Autor in seinem Text tut? Überlege dir eine Antwort und begründe diese.

b. Vergleiche deine Antwort mit der eines Klassenkameraden und überlegt euch Argumente für und gegen kontrafaktische Geschichtsdarstellung.

 

6

Deine eigene Geschichte

Erstelle deine eigene kontrafaktische Geschichtsdarstellung. Beispielsweise über die Französische Revolution oder den Ersten Weltkrieg. Verfasse einen kurzen Text, was geschehen wäre, wenn die Ereignisse anders verlaufen wären.
7

Populäre Geschichte

a. Woran kann man erkennen, dass die Texte „Der Erste Weltkrieg - eine unvermeidbare Katastrophe” und „Der Schuss, der den Ersten Weltkrieg auslöste” für ein populäres Geschichtsmagazin verfasst wurden?

b. Vergleiche die Überschriften und die hervorgehobenen Passagen der beiden Texte.


c. Was ist deiner Ansicht nach typisch für die Überschriften und die Gestaltung in populärer Geschichtsschreibung?

8
Sieh dir die Bilder in den drei Magazinen an
Auf welche Art und Weise könnte der Text und die Bilder eine männlich dominierte Sichtweise auf die Geschichte verstärken?
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Fragen:

1

Verwendung von Quellen

a. Welche Quellen werden im schwedischen Text von Peter Englund und im englischen Text von Christopher Clark verwendet?

b. Diskutiere mit einem Klassenkameraden, ob große Historiker ihre Quellen nicht mitteilen müssen.

Die widersprüchliche Tatsache, dass anerkannte Historikerinnen und Historiker aufgrund ihrer Bekanntheit ihre Quellen nicht offenlegen müssen, kann kritisiert und verteidigt werden. Kritisiert werden können sie dafür, unwissenschaftlich zu arbeiten und bequem zu sein, verteidigt werden können sie dafür, dass das wissenschaftliche Arbeiten ihren Alltag darstellt und sie in ihrer bisherigen Arbeit bereits bewiesen haben, vertrauenswürdig zu sein.

2

Hätte der Text anders geschrieben werden können?

a. Vergleiche den Inhalt der beiden Texte. Wie unterscheiden sie sich?

b. Vergleiche auch mit deinem Schulbuch und mit Wikipedia. Wie beschreiben diese die Handelnden und die Ereignisse?

Geschichte basiert auf der Auswahl von Informationen und der Konstruktion von Narrativen. Deswegen ist es möglich, mehrere Geschichten über ein Ereignis zu erzählen. Nicht schlechthin jede Geschichte, aber es gibt eine große Zahl möglicher Fakten, auf welche man sich konzentrieren kann und verschiedene Schlußfolgerungen, die man ziehen kann. Auch ein profilierter Professor möchte eine gute Geschichte erzählen, allerdings haben wir hier zwei Gelehrte, die sehr unterschiedliche Geschichten erzählen. Die Erzählung Clarks ist traditioneller und näher an dem, was sich im Schulbuch und bei Wikipedia findet. Englund allerdings hebt den Zufall als entscheidenend Faktor hervor.

3

Für wie vertrauenswürdig hältst du die Texte?

Obwohl keine Quellen angegeben wurden, sind die Texte doch von angesehenen Historikern verfasst worden und vereinen viele andere Momente, die die Glaubhaftigkeit unterstreichen. Vergleicht man diese Texte mit anderen akademischen Schriften, so wird deutlich, dass sie historisch korrekt sind, wobei Englunds Interpretation als unorthodox gelten kann.

4

Welche theoretische Position (Tendenz), denkst du, vertritt der Autor? Welche Perspektive(n) findest du in dem Text?

Jeder Autor vertritt eine persönliche, ideologische Perspektive. In Englunds Fall ist diese schwer zu bestimmen. Zumindest vertritt der Schwede keine deterministische Sichtweise, wohingegen Clarks Darstellung deutlich deterministischer ausfällt. Diese Frage dient eher dazu, die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken über Tendenzen von Autoren anzuregen, weniger soll sie zu der einen, "richtigen" Antwort führen.
5

Ist kontrafaktische Geschichtsdarstellung vertretbar?

a. Hältst du es für geschichtswissenschaftlich vertretbar auf kontrafaktische Art und Weise über den Verlauf von der Geschichte zu spekulieren, so wie es der schwedische Autor in seinem Text tut? Überlege dir eine Antwort und begründe diese.

b. Vergleiche deine Antwort mit der eines Klassenkameraden und überlegt euch Argumente für und gegen kontrafaktische Geschichtsdarstellung.

Kontrafaktische Geschichtsdarstellung bildet ein andauerndes Streitthema unter Historikerinnen und Historikern und Geschichtsdidaktikerinnen und Geschichtsdidaktikern. Oft wird argumentiert, dass die kontrafaktische Geschichtsdarstellung interessante, pädagogische Potentiale birgt und sowohl Kreativität als auch historisches Denken fördert. Die Gegner führen allerdings an, dass kontrafaktische Geschichtsdarstellung nichts mit der Geschichtswissenschaft - der ausgewogenen Interpretation von Fakten - zu tun habe, sondern lediglich Fantasie sei, die die Geschichte zur Fiktion macht und somit des eigentlichen Geists der Geschichtswissenschaft entbehrt.

6

 

Deine eigene Geschichte

Erstelle deine eigene kontrafaktische Geschichtsdarstellung. Beispielsweise über die Französische Revolution oder den Ersten Weltkrieg. Verfasse einen kurzen Text, was geschehen wäre, wenn die Ereignisse anders verlaufen wären.

Die Idee hinter diesem Arbeitsauftrag ist, die Kreativität und das historische Denkvermögen der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, indem diese die Geschichte erneut durchdenken. Durch die Konstruktion von Narrativen über alternative Geschichte lernen die Schülerinnen und Schüler zu verstehen, dass die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft jeweils viele, verschiedene Optionen aufweisen. Menschen schreiben ihre Geschichte selbst und gründen Gesellschaften. Das sind Handlungen, die die Zukunft selbst beeinflussen können.

7

Populäre Geschichte

a. Woran kann man erkennen, dass die Texte „Der Erste Weltkrieg - eine unvermeidbare Katastrophe” und „Der Schuss, der den Ersten Weltkrieg auslöste” für ein populäres Geschichtsmagazin verfasst wurden?

b. Vergleiche die Überschriften und die hervorgehobenen Passagen der beiden Texte.


c. Was ist deiner Ansicht nach typisch für die Überschriften und die Gestaltung in populärer Geschichtsschreibung?

a. Obwohl der schwedische Text nicht einfach zu lesen ist, legt er viel Wert darauf, spektakuläre Zufälle in einem für populäre Geschichte typischen Thema hervorzuheben. Der Erste Weltkrieg ist ein beliebtes Thema in solchen Magazinen und der Versuch eindrucksvolle Perspektiven auf die Vergangenheit zu werfen, ist ebenso ein Teil der medialen Logik. Im englischen Text ist der dramatische Verlauf des Ereignisses von zentraler Bedeutung, was außerdem die Gestaltung widerspiegelt.

b-c Die Überschriften und die hervorgehobenen Passagen zeigen, dass die Dramatik der Geschichte in der populären Geschichte oft sehr wichtig ist.

8
Sieh dir die Bilder in den drei Magazinen an

Auf welche Art und Weise könnte der Text und die Bilder eine männlich dominierte Sichtweise auf die Geschichte verstärken?

So gut wie alle Handelnden waren Männer und das Ereignis war klar männlich dominiert. Die sozialen Entwicklungen, die teilweise zum Kriegsausbruch beitrugen, werden in den Texten kaum erwähnt. Der Mann war zu dieser Zeit Familienoberhaupt und Gestalter der Politik. Das Interesse an männerzentrierter Geschichte ist allerdings immer noch vorherrschend in populärhistorischen Magazinen.

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