Medienkritische Analyse: Schweden - Deutschland
Medienkritische Fragen
Kolumbus als mediales Phänomen
Die vorausgegangenen Fragen waren bereits medienkritisch angelegt. Trotzdem legen die folgenden Fragen noch mehr Wert darauf, aufzuzeigen, wie Medien die historischen Themen tatsächlich präsentieren und beeinflussen.
Zusätzlich wird ein deutsches Magazin beispielhaft dafür herangezogen, um populäre Geschichtsmagazine und ihre Gestaltung in einem anderen, europäischen Land zu verdeutlichen. Die zu analysierenden Artikel sind der schwedische Artikel „Kolumbus' Kolonie war ein Desaster“ und der deutsche Artikel „Traumland in Sicht!“.
Fragen:
1 |
Wie beschreiben die Autoren Männer, Frauen, Spanier und „Indianer“? a. Wie werden sie in den Bildern dargestellt? b. Diskutiere, inwiefern dies ein Problem in den Texten und den historischen Schriften darstellt.
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2 |
Welche Quellen werden im Text zur Beschreibung von Kolumbus Taten herangezogen? |
3 |
Wie kann man erkennen, dass die Texte für populäre Geschichtsmagazine verfasst wurden? (Vergleiche sie mit deinem Schulbuch, um zu sehen, wie Kolumbus dort dargestellt wird. Diskutiere mit einem Partner Übereinstimmungen und Unterschiede der Sprache, des Inhalts und der Bildauswahl etc.) |
4 |
Für wie vertrauenswürdig hältst du den Text? |
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Welche theoretische Position (Bewertungstendenz), denkst du, hat der Autor? |
6 | Arbeit mit der Zeitleiste
Indem du die Zeitleiste verwendest, kannst du mehr über die Illustrationen des GEO-EPOCHE Artikels „Jenseits des Horizontes“ (2007) erfahren. Außerdem kannst du Bilder aus dem deutschen Magazin „G/Geschichte“ und von einem englischen Magazin finden. Ordne die Bilder in der Zeitleiste nach ihrer Entstehungszeit und versuche mithilfe der enthaltenen Informationen folgende Fragen zu beantworten:
b. Wann wurde ein Großteil der ausgewählten Bilder angefertigt?
c. Worauf basieren die Bilder und ihre Darstellung von Kolumbus und der Überquerung des Atlantischen Ozeans? d. Diskutiere: Können die Bilder aus dem 19. Jahrhundert als historische Dokumente für Kolumbus und seine Zeit angesehen werden? |
7 |
Wenn dein Englisch gut genug ist, kannst du versuchen, das Quiz zu lösen. Dir werden dort verschiedene Porträts von Kolumbus gezeigt, deren Entstehung du jeweils dem 16., dem 17., dem 18. oder dem 19. Jahrhundert zuordnen musst. In der Lösung findest du außerdem Erklärungen zu den Bildern und den Malern in englischer Sprache. |
Fragen:
1 |
Wie beschreiben die Autoren Männer, Frauen, Spanier und „Indianer“? a. Wie werden sie in den Bildern dargestellt? b. Diskutiere, inwiefern dies ein Problem in den Texten und den historischen Schriften darstellt.
Im schwedischen Text und den Bildern wird deutlich, wie Frauen und die indigene Bevölkerung von den Spaniern überschattet werden (auf dem ersten Bild werden „Indianer“ dargestellt, die sich im Schatten zusammenkauern, wohingegen Kolumbus zentral, im Licht steht). In beiden Artikeln hat Kolumbus eine wichtige Rolle in Bild und Text inne. Um das Bild der „Indianer“ anzupassen, könnte man diskutieren, ob die „Indianer“ lediglich schutzlose Opfer oder Besitzer von Ware waren.
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Welche Quellen werden im Text zur Beschreibung von Kolumbus Taten herangezogen? In den Bewertungsmaßstäben des Lehrplanes wird die Wichtigkeit von Quellenkritik hervorgehoben. Diese Frage soll zeigen, dass der Artikel auf einer Auswahl von Quellen basiert. Im schwedischen Text finden sich Bezüge zu Kolumbus' Logbuch und seinen Briefen. Im deutschen Text finden sich ebenfalls Bezüge auf das Logbuch. Die Referenzen sind allerdings recht ungenau und es kann vermutet werden, dass diese lediglich als Sekundärquellen benutzt wurden. Generell kann festgehalten werden, dass Briefe und Logbücher als „gutes“ historisches Material gelten, wenn diese in zeitlicher Nähe zu dem Ereignis, über das sie berichten, entsanden sind. Problematisch ist, dass diese Dokumente mit dem Hintergedanken der Rezeption und Bewertung durch die Nachwelt verfasst wurden. Aus diesem Grund sind sie oft beschönigende Darstellungen dessen, was wirklich geschah. Es ist wichtig, die Schüler darauf hinzuweisen, dass keine Quellen, die von den „Indianern“ hinterlassen wurden, für den Artikel hinzugezogen wurden. Die meisten Quellen, die die „Indianer“ verfassten, wurden von den Spaniern verbrannt, weshalb sich die Historiografie als äußerst eurozentrisch darstellt. |
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Wie kann man erkennen, dass die Texte für populäre Geschichtsmagazine verfasst wurden? (Vergleiche sie mit deinem Schulbuch, um zu sehen, wie Kolumbus dort dargestellt wird. Diskutiere mit einem Partner Übereinstimmungen und Unterschiede der Sprache, des Inhalts und der Bildauswahl etc.) Zusätzlich zu der Tatsache, dass der Text auf gewissen Primär- und Sekundärquellen beruht, ist der Text auf eine gewisse Art verfasst, die Interesse wecken soll. Die Auswahl der Überschriften, die Dramaturgie und die Bildauswahl sind nur einige, wenige Beispiele, wie versucht wurde den Text interessanter - allerdings leidet hierunter die Ausgewogenheit - zu gestalten. Der schwedische Text basiert auf einem kritischen Drama, in welchem Kolumbus zum Tyrannen verkommt, wohingegen der deutsche Text sich vor allem um die Unsicherheit und das Risiko der Seenot dreht. Die Struktur eines Textes zu durchschauen, mit der dieser den Leser zu leiten versucht, ist ein wichtiger Teil medienkritischen Denkens. Das Schulbuch ist nicht schlechthin besser. Dies stellt für die Schüler eine wichtige Erkenntnis dar. Das Schulbuch baut ebenso auf einer Auswahl von Inhalten auf und möchte Leser und/oder Käufer gewinnen. |
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Für wie vertrauenswürdig hältst du den Text?
Der Gedanke hinter dieser Frage ist, die kritische Reflexion und das kritische Denken über Medien weiter auszubauen. Die Kriterien der Quellenkritik (Beweis, Ursachenfindung, Bestätigung und Kontext) können eventuell nicht direkt auf einen Magazinartikel übertragen werden. Der Bezug auf Quellen (eine Art Beweis) und die Frage, ob der Text im Einklang mit anderer Literatur über das Thema ist (Ursachenkomplexe und Kontext), können zumindest wichtige Hinweise hinsichtlich der relativen Glaubwürdigkeit des Textes - abseits seines populärhistorischen Rahmens - geben. Wie bereits im Kommentar zur Frage 2 angemerkt, sind es teilweise Primärquellen, die zitiert werden; allerdings mit Schwächen hinsichtlich der Einordnung. Sie wurden für die Menschen an der Macht verfasst. Es besteht also eine historische Grundlage für das Verfasste, wobei die weitschweifige Ausdrucksweise und die Versuche der Popularisierung den Inhalt des Textes - zumindest ein Stück weit - unausgewogen machen. |
5 | Welche theoretische Position (Bewertungstendenz), denkst du, hat der Autor?
Die Neigung des Autors ist offensichtlich. Der schwedische Text ist äußerst kritisch. Zusätzlich zu der spannenden Geschichte, die in krassem Gegensatz zum heldenhaften Bild von Kolumbus steht, präsentiert er zudem eine kritische, emanzipierte Perspektive. Diese ist eine Perspektive, die versucht, die unteren, verletzlichen Gruppen in den Fokus zu rücken und die Machtstrukturen kritisiert. Dies ist eine wichtige Sichtweise, die die kritische Analyse von historischen Ereignissen und Prozessen betont. Im deutschen Text wird eher versucht, den spannenden Verlauf der Reise ins Ungewisse hervorzuheben. Der Autor macht den Text zu einem Bühnenstück, in dem Kolumbus der „Held“ und Hauptdarsteller ist und die anderen Mitreisenden lediglich Statisten sind. |
6 | Arbeit mit der Zeitleiste
Indem du die Zeitleiste verwendest, kannst du mehr über die Illustrationen des GEO-EPOCHE Artikels „Jenseits des Horizontes“ (2007) erfahren. Außerdem kannst du Bilder aus dem deutschen Magazin „G/Geschichte“ und von einem englischen Magazin finden. Ordne die Bilder in der Zeitleiste nach ihrer Entstehungszeit und versuche mithilfe der enthaltenen Informationen folgende Fragen zu beantworten:
Keines der Bilder ist von einem Augenzeugen. Sie sind deshalb zumeist stark fiktional und durch Schriftquellen und der verbreiteten, zeitgenössischen Auffassung von Malerei beeinflusst.
b. Wann wurde ein Großteil der ausgewählten Bilder angefertigt?
Die meisten der ausgewählten Bilder stammen aus dem 19. Jahrhundert. Der Grund hierfür ist, dass große Erfinder und Entdecker in der Zeit der Industrialisierung eine wichtige Rolle einnahmen. Zusätzlich kann der Stil der akademischen Historienmalerei als sehr deskriptiv und sehr emotional/dramatisch beschrieben werden, weshalb er auch für heutige Betrachter noch sehr ansprechend ist.
c. Worauf basieren die Bilder und ihre Darstellung von Kolumbus und der Überquerung des Atlantischen Ozeans?
Da eine zeitgenössische bildliche Darstellung der Überfahrt nicht zu existieren scheint, spielen Vorstellungskraft und Tradition der Malerei eine wichtige Rolle.
d. Diskutiere: Können die Bilder aus dem 19. Jahrhundert als historische Dokumente für Kolumbus und seine Zeit angesehen werden? Die Bilder sind lediglich historische Bildquellen für ihre eigene Entstehungszeit (19. Jahrhundert) und für die Sichtweise der Maler (und ihrer Auftraggeber) auf die dargestellten Ereignisse. |
7 | Wenn dein Englisch gut genug ist, kannst du versuchen, das Quiz zu lösen. Dir werden dort verschiedene Porträts von Kolumbus gezeigt, deren Entstehung du jeweils dem 16., dem 17., dem 18. oder dem 19. Jahrhundert zuordnen musst. In der Lösung findest du außerdem Erklärungen zu den Bildern und den Malern in englischer Sprache. |
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