Transnationaler Vergleich
Transnationaler Vergleich
Auch die bekanntesten historischen Ereignisse können in
verschiedenen Quellen sehr unterschiedlich dargestellt werden oder von
verschiedenen Autoren ganz unterschiedlich beschrieben werden. Bücher, Artikel und Filme aus verschiedenen Ländern können, obwohl sie sich auf
dieselben historischen Ereignisse beziehen, vollkommen voneinander
abweichende Sichtweisen präsentieren. Sie können verschiedene Aspekte desselben
Sachverhalts hervorheben. Deshalb sind die effektive Nutzung von Materialien unterschiedlichen Ursprungs, die Wahrnehmung von Differenzen und Gemeinsamkeiten
bei den Ansätzen verschiedener Autoren zum selben Thema, unabhängiges
Schlussfolgern und eigenes Urteilsvermögen sehr wichtige Fähigkeiten. Die
folgenden Übungen konzentrieren sich auf die Ausbildung dieser Kompetenzen.
Aufgaben
1 |
Beantworte die folgende Frage auf Basis der dir
bekannten Informationsquellen über Christoph Kolumbus (Schulbuch, Internet, deutsche, spanische, britische, schwedische Artikel): Welche Aspekte der Lebensgeschichte des Entdeckers werden
in dieser Art von Quellen am häufigsten untersucht: seine Biografie oder seine
Entdeckungen? Was kann ein möglicher Grund für solch eine Wahrnehmung dieser
historischen Figur sein? |
2 |
Christoph Kolumbus ist in den verschiedenen
Publikationen und Materialien, die im Laufe der Jahrhunderte, die uns von
seiner Reise trennen, erschienen sind, in vielfältiger Weise dargestellt worden: als
Visionär und Entdecker; als Verbrecher, der für den Tod tausender Menschen
verantwortlich ist und „Erfinder der Sklaverei“; als Prediger des christlichen
Glaubens und als Kandidat für die Heiligsprechung. Liefere Argumente, die jedes
dieser Bilder stützen können, indem du die schwedischen, spanischen und britischen
Artikel sowie
dein eigenes Wissen heranziehst. Welches der Bilder von Kolumbus spiegelt am ehesten deine Meinung wider? Rechtfertige deine Antwort in der Diskussion vor der Gruppe/Klasse. |
3 |
Vergleiche den polnischen und den spanischen Artikel über Christoph Kolumbus miteinander. Wie erklären die beiden Autoren der Texte die Schwierigkeiten beim Nachzeichnen der Biografie von Kolumbus? |
4 |
Vergleiche den polnischen und den spanischen Artikel: Welche Theorien zur Herkunft von Kolumbus erscheinen am häufigsten in beiden Texten? a. Welcher dieser Orte scheint dem spanischen und welcher dem polnischen Autor am wahrscheinlichsten? Und welchen dieser Orte versucht der portugiesische Schriftsteller M. Rosa (auf den der polnische Artikel Bezug nimmt) nachzuweisen? Welcher Argumente bedienen sich die besagten Autoren? b. Welche Elemente könnten die Meinungen zum Ursprung von Kolumbus, die von den verschiedenen Autoren geäußert wurden, beeinflussen? c. Welche der Theorien ist für dich die Überzeugendste? Stelle deinen Standpunkt und deine Argumente in der Gruppendiskussion/Klassendiskussion dar. |
Transnationaler Vergleich
Auch die bekanntesten historischen Ereignisse können in verschiedenen Quellen sehr unterschiedlich dargestellt werden oder von verschiedenen Autoren ganz unterschiedlich beschrieben werden. Bücher, Artikel und Filme aus verschiedenen Ländern können, obwohl sie sich auf dieselben historischen Ereignisse beziehen, vollkommen voneinander abweichende Sichtweisen präsentieren. Sie können verschiedene Aspekte desselben Sachverhalts hervorheben. Deshalb sind die effektive Nutzung von Materialien verschiedenen Ursprungs, die Wahrnehmung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten bei den Ansätzen verschiedener Autoren zum selben Thema, unabhängiges Schlussfolgern und eigenes Urteilsvermögen sehr wichtige Fähigkeiten. Die folgenden Übungen konzentrieren sich auf die Ausbildung dieser Kompetenzen.
Das Ziel der in diesem Abschnitt
vorgestellten Aufgaben ist es, bei den Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit zu entwickeln, die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Darstellung historischer Ereignisse in
Quellen verschiedenen Ursprungs zu erfassen. Die Übungen dieses Abschnitts
unterstützen die Entwicklung interkultureller Kompetenzen sowie Informations-
und Medienkompetenzen.
1 |
Beantworte die folgende Frage auf Basis der dir bekannten Informationsquellen über Christoph Kolumbus (Schulbuch, Internet, deutsche, spanische, britische, schwedische Artikel): Welche Aspekte der Lebensgeschichte des Entdeckers werden in dieser Art von Quellen am häufigsten untersucht: seine Biografie oder seine Entdeckungen? Was kann ein möglicher Grund für solch eine Wahrnehmung dieser historischen Figur sein?
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann einzeln oder in Zweiergruppen bearbeitet werden oder kann
die Form einer didaktischen Konversation annehmen, die vom Lehrer geleitet
wird.
Aufgabenlösung: In Artikeln aus
populären Magazinen und Büchern und in populären
Dokumentationen werden die Aspekte, die sich auf die Reisen von Christoph
Kolumbus beziehen, am häufigsten erörtert. Über sein Leben vor der Expedition
nach Amerika ist sehr wenig bekannt und es scheint im Vergleich zu den
Entdeckungen, die er gemacht hat, auch weniger wichtig zu sein. Folglich sind
Historiker am stärksten an Christoph Kolumbus als Seefahrer und Entdecker
interessiert. |
2 |
Christoph Kolumbus ist in den verschiedenen Publikationen und Materialien, die im Laufe der Jahrhunderte, die uns von seiner Reise trennen, erschienen sind, in vielfältiger Weise dargestellt worden: als Visionär und Entdecker; als Verbrecher, der für den Tod tausender Menschen verantwortlich ist und „Erfinder der Sklaverei“; als Prediger des christlichen Glaubens und als Kandidat für die Heiligsprechung. Liefere Argumente, die jedes dieser Bilder stützen können, indem du die schwedischen, spanischen und britischen Artikel sowie dein eigenes Wissen heranziehst.
Methodische Anmerkungen: Diese Aufgabe kann in Gruppen bearbeitet werden. Jede von diesen kann
Argumente zu allen erwähnten Ansätzen zur historischen Figur Kolumbus
vorbereiten; auf Grundlage der Quellen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler gerade
beschäftigen. Der Lehrer kann einzelnen Gruppen auch die Ausarbeitung eines
bestimmten Themas zuteilen. Die Schüler sollten auch dazu ermutigt werden, die
Aufgabe durch verschiedene Wahrnehmungen von Kolumbus,
die sie vielleicht kennen, zu erweitern.
- Kolumbus wird als Visionär und
Entdecker gesehen, weil seine Ambitionen, über die Grenzen der zu dieser Zeit
bekannten Welt hinauszugehen und sein Verlangen, ihre Struktur zu verstehen das
Ideal eines modernen Wissenschaftlers verkörpern. Seine Entdeckungen trugen
zu einer Revolutionierung der Geografie, Kartografie und Navigation bei. Kolumbus
ist zugleich Repräsentant der Renaissance, die auf das Mittelalter (das man
oft, aber nicht notwendigerweise zutreffend als das ,,Dunkle Zeitalter"
bezeichnete) folgte und während der sich Wissenschaft, Technologie und Kunst rasch
entwickelten. Außerdem wird das Datum der ,,Entdeckung" Amerikas (1492) als
symbolischer Beginn der Moderne betrachtet. - Kolumbus wird manchmal vorgeworfen, zum Tod hunderttausender Menschen beigetragen zu haben, weil seine Entdeckung des Seeweges nach Amerika in der blutigen Eroberung von Gebieten auf beiden amerikanischen Kontinenten endete, was sogleich mit der rücksichtslosen Auslöschung der indigenen amerikanischen Bevölkerung assoziiert wird. Kolumbus selbst wird verdächtigt, zu Gewalt gegen die Einwohner Amerikas geneigt zu haben, als er die erste Kolonie in der ,,Neuen Welt" organisierte sowie zu Brutalität gegen die Kolonisten aus Europa, die ihn begleitet haben. Die Entdeckungen von Kolumbus prägen auch den Beginn des Kolonialzeitalters, das untrennbar mit dem Phänomen der Sklaverei verbunden ist. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Ökonomien beider amerikanischer Kontinente in großem Maße von Sklavenarbeit abhängig, die von Sklavenhändlern aus Afrika eingeführt wurden. Die autochthonen Völker dieser Gebiete (die indigene amerikanische Bevölkerung) wurden zudem häufig versklavt. Folglich beschuldigen einige Autoren Kolumbus, Prozesse in Gang gesetzt zu haben, die zur Tragödie der indigenen Bevölkerung beider amerikanischen Kontinente sowie der Sklaven afrikanischen Ursprungs führten.
- Einige Veröffentlichungen beziehen sich auf Kolumbus als „Prediger des
Glaubens“ und sogar als möglichen Kandidaten für eine Heiligsprechung. Diese
Überzeugung geht auf seine Rolle bei der Christianisierung der ,,Neuen Welt"
zurück. Nach den ersten Entdeckungen von Kolumbus eilten europäische Missionare
zusammen mit den Konquistadoren nach Amerika. Die Bekehrung der indigenen amerikanischen Bevölkerung zum Christentum geschah aber zumeist nicht freiwillig. Sie wurden oft
Zwangstaufen unterworfen. Kolumbus jedoch, selbst ein eifriger Katholik,
unterstützte die Mission, die Heiden zu bekehren stark. Dank seiner Entdeckung hatte
die christliche Welt die Möglichkeit, sich auf unzählige neue Gläubige aus
beiden Teilen Amerikas auszudehnen. Er glaubte, dass seine Handlungen von Gott
geleitet würde und dass er nur ein Werkzeug in dessen Händen sei. Dies ist eine
Wurzel der Legende von Kolumbus als „Prediger des Glaubens“.
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann als Diskussion umgesetzt werden, die von der Lehrkraft im Rahmen einer Gruppe oder der ganzen Klasse moderiert wird. |
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Vergleiche den polnischen und den spanischen
Artikel über Christoph Kolumbus miteinander. Wie erklären die beiden Autoren der Texte die
Schwierigkeiten beim Nachzeichnen der Biografie von Kolumbus?
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann einzeln oder in Zweiergruppen bearbeitet werden. |
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Vergleiche den polnischen und den spanischen Artikel: Welche Theorien zur Herkunft von Kolumbus erscheinen am häufigsten in beiden Texten?
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann einzeln oder in Zweiergruppen bearbeitet werden. a. Welcher dieser Orte scheint dem spanischen und welcher dem polnischen Autor am wahrscheinlichsten? Und welchen dieser Orte versucht der portugiesische Schriftsteller M. Rosa (auf den der polnische Artikel Bezug nimmt) nachzuweisen? Welcher Argumente bedienen sich die besagten Autoren?
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann in kleinen Gruppen von zwei oder mehreren Schülerinnen und Schülern umgesetzt werden. Jede einzelne Gruppe kann eine Antwort zu den Meinungen aller drei Autoren vorbereiten. Die Lehrkraft kann aber auch jeder Gruppe einen einzelnen Standpunkt zuteilen, der von einem der drei in der Frage erwähnten Autoren vertreten wird. Die Diskussion und der Vergleich der Gruppenantworten sollten einer der beiden Varianten entsprechend auf Gruppenebene bzw. im Klassenforum durchgeführt werden.
-
Der Autor des polnischen Artikels
hält die italienische für die wahrscheinlichste Abstammung von Kolumbus, der
angeblich in Genua geboren ist. Der Verfasser erklärt, dass diese Theorie auf
der testamentarischen Erwähnung des Entdeckers basiert und dass sie der am
weitesten verbreiteten Überzeugung in der Fachliteratur, in Lexika, in Enzyklopädien
und in Schulbüchern entspricht.
-
Manuel Rosa (der Autor des Buches,
das in dem polnischen Artikel besprochen wird) stellt Behauptungen zum
portugiesischen Ursprung von Kolumbus auf, der, so glaubt er, auch mit der
Verwandtschaft zum polnischen König Wladislaw von Warna im Zusammenhang steht.
Die Argumente dieses Schriftstellers, der in dem polnischen Artikel zitiert
wird, beziehen sich vor allem auf folgende Verbindungen: Kolumbus trägt
angeblich einen Ring mit dem Bild eines Vogels, welcher einem polnischen Adler
gleicht. Zudem würde seine äußere Erscheinung typisch slawische Eigenschaften
aufweisen. M. Rosa verlässt sich auch auf mehrere Dokumente, die Heinrich den
Deutschen (der als Vater von Kolumbus angegeben wird) als den polnischen König
identifizieren.
- Auch der Autor des spanischen
Artikels hält die Theorie, die Kolumbus eine genuesische Abstammung zuschreibt,
für die wahrscheinlichste. Diese Theorie wird von den Worten, die Kolumbus am
22. Februar 1498 sprach, bestätigt („obwohl ich in Genua geboren bin, kam ich
hierher, um Ihnen zu dienen, in Kastilien“). Die Tatsache, dass Kolumbus beim
Schreiben keinen genuesischen Dialekt verwendete, wird dadurch erklärt, dass
sich diese Sprache im fünfzehnten Jahrhundert noch nicht in einer schriftlichen
Form entwickelt hatte. Der Autor verdeutlicht jedoch, dass der Entdecker sein
gesamtes Leben mit Kastilien in Verbindung gebracht wurde und er die
kastilische Sprache auch beim täglichen Schriftverkehr gebrauchte.
b. Welche
Elemente könnten die Meinungen zum Ursprung von Kolumbus, die von den
verschiedenen Autoren geäußert wurden, beeinflussen?
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann als vom Lehrer
moderierte Diskussion auf Gruppen- oder Klassenebene umgesetzt
werden. Die Schülerinnen und Schüler können verschiedene Argumente gebrauchen, nicht nur solche
zum Thema der Abstammung von Kolumbus, sondern auch solche, die mit anderen bekannten,
kontroversen historischen Themen in Zusammenhang stehen.
- Der Herkunft des Autors (für einen portugiesischen Autor mag die
Theorie zu den portugiesischen Wurzeln von Kolumbus näher liegen. Autoren aus
Spanien, Italien, Schweiz, etc. könnten dazu tendieren, nachweisen zu wollen, dass Kolumbus aus ihrem jeweiligen Heimatland stammt).
- Den fachlichen Qualifikationen und Kompetenzen des Autors (eine
Person ohne angemessenen historischen Bildungshintergrund mag Meinungen
hervorbringen wollen, die nicht von Beweisen gestützt werden und lediglich der
eigenen Überzeugung entspringen).
- Dem Zweck der vorbereiteten Publikation (zu reinen Propaganda-
oder Vermarktungszwecken können Autoren abweichende Meinungen präsentieren,
welche nicht notwendigerweise den Fakten oder ihren eigenen Überzeugungen
entsprechen).
c. Welche
der Theorien ist für dich die Überzeugendste? Stelle deinen Standpunkt und
deine Argumente in der Gruppendiskussion/Klassendiskussion dar.
Methodische Anmerkungen: Die Aufgabe kann als vom Lehrer moderierte
Diskussion auf Gruppen- oder Klassenebene umgesetzt werden.
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