Multinationaler Vergleich

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Kolumbus in einem anderen Licht

 

Ein multinationaler Vergleich diverser Perspektiven in populären Geschichtsmagazinen

 

 

Um gegensätzliche Sichtweisen auf Kolumbus hervorzuheben, haben wir hier ausgewählte Texte und Bilder aus populären Geschichtsmagazinen zweier Länder bereitgestellt. Weitere Perspektiven aus anderen Ländern und Fragen zu Kolumbus und Kolonialismus können oben unter den Reitern „Das Vermächtnis von Kolumbus“ und „Die Geschichtsschreibung über Kolumbus“ gefunden werden.


Aufgaben (Schüleransicht):

1

 

 

 

 

 

Dein Bild von Kolumbus?

Diskutiere eine Minute oder zwei mit einem Mitschüler:

 

a. Welches Bild hast du von Kolumbus?

b. Woher hast du dein Bild von Kolumbus? (zum Beispiel aus der Schule, aus Filmen und Büchern)

 

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Bilder in den populärgeschichtlichen Artikeln

Partnerarbeit:

 

a. Sieh dir die Bilder in den Artikeln aus Schweden und Deutschland an und analysiere, wie die Menschen dargestellt werden; zum Beispiel Männer, Frauen und die indigene Bevölkerung?

b. Erörtere, auf welche Weise die Bilder bei den Darstellungen von Geschichte helfen können, aber auch inwiefern sie ein Problem darstellen könnten. Verwende die Artikel, um Beispiele für Probleme und Potentiale beim Gebrauch von Bildern herauszustellen.

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Distanziertes und genaues Lesen

Ein Weg, schnell einen Überblick über den Inhalt eines Textes zu erlangen, ist ein „wordle“ zu erstellen. Kopiere den Text der Artikel aus Schweden und Deutschland und füge ihn bei wordle.net ein.

Partnerarbeit:

a. Erstelle ein „wordle“ pro Land (drucke es dann aus oder kopiere es mittels eines „Screenshot“ und füge die „Wortwolken“ dann bei Word ein).

b. Betrachte, was die Ähnlichkeiten und Unterschiede in deinen zwei „Wortwolken“ bedeuten könnten. Welches Bild von Kolumbus zeigt sich?

c. Vergleiche deine Ergebnisse mit deinen Schlussfolgerungen aus der Analyse der Bilder. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede kannst du ausmachen?

d. Lies die deutschen and schwedischen Texte und betrachte, was verloren geht, wenn man „wordle“ bei der Textanalyse benutzt. Bedenke auch, ob ein „wordle“ ein genaues Bild über die Inhalte eines Textes gibt. Welche Grenzen weisen „wordles“ bei der Textanalyse auf?

 

4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Analyse in der Gruppe

 

Trennt die Paare, bildet zu viert neue Gruppen und analysiert Folgendes:

 

a. Beschreibt Kolumbus in ein paar ausformulierten Sätzen und hebt die Unterschiede der Texte hervor. Wie war Kolumbus? Wie wird Kolumbus in den verschiedenen Texten beschrieben? Was sind die wesentlichen Unterschiede in der Darstellung in jedem Artikel?

b. Warum wird Kolumbus in den Texten auf so verschiedene Weisen beschrieben?

c. Woran kann man festmachen, dass der Text für ein populärwissenschaftliches Geschichtsmagazin geschrieben wurde? Vergleicht beispielsweise die Überschriften, Bilder, Zitate und Narrative in den Magazinen mit der Gestaltung und dem Inhalt eures Schulbuchs.

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Vertrauenswürdig?

Analysiert in Gruppen:

a. Welche Quellen werden in den Texten herangezogen, um Kolumbus’ Taten zu beschreiben?

b. Welche theoretische Position (Vorbehalte), denkst du, hat der Autor?

c. Für wie vertrauenswürdig hältst du die Texte?

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Um die Analyse des Materials zu erleichtern, beschreiben wir unten verschiedene Ansätze und Fragen, die beim Unterrichten verwendet werden können. Dieser Lehrerkommentar in grün stellt Vorschläge für verschiedene Möglichkeiten dar, das aktive Geschichtslernen der Schülerinnen und Schüler anzuleiten.

Die zwei Texte aus Deutschland und Schweden sind miteinander kombiniert, weil ihre Inhalte sehr verschieden sind. Die Kontraste heben den multiplen Gebrauch von Geschichte und verschiedene Perspektiven deutlich hervor. Der Text aus Deutschland „Traumland Ahoi“ bietet eine verhältnismäßig unkritische Sicht auf Kolumbus als Held, wohingegen der Text aus dem schwedischen Magazin „Kolumbus` Kolonie war ein Desaster“ eine äußerst kritische Perspektive auf Kolumbus an den Tag legt.

Auf der nächsten Seite (Das Vermächtnis von Kolumbus) werden durch das Heranziehen des englischen Textes „Die Auswirkungen des Imperialismus“ das Leben und die Taten von Kolumbus in mittelbarer Weise mit Imperialismus in Zusammenhang gebracht, wobei historische Prozesse betont werden – sowie Ursache, Folgen, Fortschritt und Niedergang.

Wenn Sie näher auf Geschichtsschreibung und theoretische Perspektiven auf historisches Schreiben eingehen wollen, benutzen Sie bitte den Link „Die Geschichtsschreibung über Kolumbus“.

Auf jede Frage folgt ein Hinweis, wie Sie als Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler zur Analyse von Texten anleiten können.

Aufgaben (Lehreransicht):

1

 

 

 

Dein Bild von Kolumbus?

Diskutiere eine Minute oder zwei mit einem Mitschüler:

a. Welches Bild hast du von Kolumbus?

b. Woher hast du dein Bild von Kolumbus? (zum Beispiel aus der Schule, aus Filmen und Büchern)

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Bilder in den populärgeschichtlichen Artikeln

 

Partnerarbeit:

a. Sieh dir die Bilder in den Artikeln aus Schweden und Deutschland an und analysiere, wie die Menschen dargestellt werden; zum Beispiel Männer, Frauen und die indigene Bevölkerung?

b. Erörtere, auf welche Weise die Bilder bei den Darstellungen von Geschichte helfen können, aber auch inwiefern sie ein Problem darstellen könnten. Verwende die Artikel, um Beispiele für Probleme und Potentiale beim Gebrauch von Bildern herauszustellen.

 

Im schwedischen Artikel werden Frauen und die indigene Bevölkerung von den spanischen Männern in den Schatten gestellt (beispielsweise wird im Anfangsbild die indigene Bevölkerung im Schatten kauernd dargestellt, während Kolumbus zentral im Licht verortet wird). Auch im deutschen Artikel nimmt Kolumbus eine zentrale Rolle in den Bildern ein.

Die Zuschreibung einer „Opferrolle“ stellt ein Problem im Bezug auf historische Erinnerung, Ermächtigung und Identität dar. Ein Bild kann mehr als tausend Worte sagen; deshalb ist es wichtig, die richtigen Dinge zu vermitteln und imstande zu sein, Bilder kritisch zu untersuchen.

 

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Distanziertes und genaues Lesen

Ein Weg, schnell einen Überblick über den Inhalt eines Textes zu erlangen, ist ein „wordle“ zu erstellen. Kopiere den Text der Artikel aus Schweden und Deutschland und füge ihn bei wordle.net ein.

Partnerarbeit:

a. Erstelle ein „wordle“ pro Land (drucke es dann aus oder kopiere es mittels eines „Screenshot“ und füge die „Wortwolken“ dann bei Word ein).

b. Betrachte, was die Ähnlichkeiten und Unterschiede in deinen zwei „Wortwolken“ bedeuten könnten. Welches Bild von Kolumbus zeigt sich?

c. Vergleiche deine Ergebnisse mit deinen Schlussfolgerungen aus der Analyse der Bilder. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede kannst du ausmachen?

d. Lies die deutschen und schwedischen Texte und betrachte, was verloren geht, wenn man „wordle“ bei der Textanalyse benutzt. Bedenke auch, ob ein „wordle“ ein genaues Bild über die Inhalte eines Textes gibt. Welche Grenzen weisen „wordles“ bei der Textanalyse auf?

 

„Wordle“ basiert auf Wortzählung und visualisiert in leicht zugänglicher Weise, welche Wörter häufig im Text verwendet werden. Dies kann Ihnen schnell eine gewisse Übersicht vom Inhalt eines Textes verschaffen. Aber weil der Kern eines Textes auf viele andere Arten als durch Wiederholungen herausgearbeitet werden kann, besteht ein Fehlerrisiko, wenn man diese Art von Analyse heranzieht. Eine quantitative historische Untersuchung, wie bei einer Wortzählung, muss immer von einer qualitativen Analyse begleitet werden, um festzustellen, welche Nuancen übersehen werden.

 

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Analyse in der Gruppe

Trennt die Paare, bildet zu viert neue Gruppen und analysiert Folgendes:

a. Beschreibt Kolumbus in ein paar ausformulierten Sätzen und hebt die Unterschiede der Texte hervor. Wie war Kolumbus? Wie wird Kolumbus in den verschiedenen Texten beschrieben? Was sind die wesentlichen Unterschiede in der Darstellung in jedem Artikel?

b. Warum wird Kolumbus in den Texten auf so verschiedene Weisen beschrieben?

c. Woran kann man festmachen, dass der Text für ein populäres Geschichtsmagazin geschrieben wurde? Vergleicht beispielsweise die Überschriften, Bilder, Zitate und Narrative in den Magazinen mit der Gestaltung und dem Inhalt eures Schulbuchs.

 

a. Held gegen Tyrann. Als Lehrkraft können Sie die Schülerinnen und Schüler leiten, sodass diese sehen können, wie Kolumbus beispielsweise als Kämpfer beschrieben wird, der es trotz großer Schwierigkeiten schafft, das Land seiner Träume zu finden. Von ihm kann aber auch als Tyrann gesprochen werden. Die Texte über Kolumbus verschaffen zudem die Möglichkeit zu diskutieren, wie ein widersprüchlicher und umstrittener historischer Charakter in verschiedenen Texten sehr verschiedene Wesensmerkmale aufweisen kann.

b. Unterschiede können zum Beispiel mit verschiedenen Fragestellungen, Auswahlkriterien, Perspektiven und Interpretationen bei der Geschichtsschreibung von Texten erklärt werden. Für Lehrkräfte ist es ratsam, die Schülerinnen und Schüler zu fragen, auf welchen Fragen der Text basiert. Verschiedene Ausgangspunkte ergeben unterschiedliche historische Erzählungen. Ist es zum Beispiel die Darstellung von Kolumbus als Person oder als Teil einer strukturellen Veränderung, die im Text eine zentrale Rolle einnimmt?

c. Die Auswahl von Überschriften, Dramaturgie und Bildmöglichkeiten stellen lediglich ein paar Beispiele dafür dar, wie man versucht, die Geschichte interessanter, aber vielleicht auch weniger ausgewogen zu machen. Der deutsche Text ist hauptsächlich auf dem Thema „Unsicherheit“ aufgebaut, dem Risiko auf hoher See verloren zu gehen. Der schwedische Text basiert auf einem kritischen Drama, in welchem Kolumbus zum Tyrannen wird. Populärgeschichte gründet oft auf starken, einzelnen Narrativen über die Akteure, wie Kolumbus im deutschen Text. Das Drama und das Unerwartete zu unterstreichen und Gewalt und Leiden zu betonen, sind auch Bestandteile medialer Logik, wie im schwedischen Text.

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Vertrauenswürdig?

Analysiert in Gruppen:

a. Welche Quellen werden in den Texten herangezogen, um Kolumbus’ Taten zu beschreiben?

b. Welche theoretische Position (Vorbehalte), denkst du, hat der Autor?

c. Für wie vertrauenswürdig hältst du die Texte?

 

a. Im schwedischen Text gibt es Bezüge zu Fahrtenbüchern und Briefen von Kolumbus. Bezüge zu den Fahrtenbüchern gibt es auch im deutschen Text. Die Referenzen sind ziemlich unpräzise und man kann davon ausgehen, dass sie nur als Sekundärquellen benutzt werden. Im Allgemeinen stellen Briefe und Fahrtenbücher gutes historisches Material dar, wenn sie in zeitlicher Nähe zum Ereignis, das sie schildern, verfasst wurden. Das Problem besteht darin, dass diese Dokumente geschrieben wurden, um von anderen gelesen und in der Rückschau beurteilt zu werden. Sie sind deshalb oft euphemistische Beschreibungen dessen, was geschah. Ein wichtiger Aspekt ist, die Schülerinnen und Schüler zu warnen, dass keine der Quellen, auf die Bezug genommen wird, von der indigenen Bevölkerung geschrieben wurde. Die meisten Quellen, welche von der indigenen Bevölkerung stammen, wurden von den Spaniern verbrannt, was die Geschichtsschreibung noch eurozentrischer macht.

b. Die Tendenz des Verfassers ist offenkundig; der schwedische Text enthält eine sehr kritische Perspektive. Er will uns eine tolle Geschichte verkaufen, die in starkem Gegensatz zum heroischen Bild von Kolumbus steht, darüber hinaus aber eine kritische, emanzipatorische Perspektive enthält. Das ist eine Sichtweise von unten nach oben, die versucht, angreifbare Gruppen sichtbar zu machen und Machtstrukturen zu kritisieren; eine wichtige Perspektive, die zu kritischer Analyse historischer Ereignisse und Prozesse anregt. Im deutschen Text geht die Tendenz eher dahin, die spannende Dramaturgie der Reise ins Ungewisse hervorzuheben. Der Autor macht die Geschichte zur Geschichte eines Akteurs, bei der Kolumbus der „Held“ und Hauptdarsteller ist und alle anderen Akteure nur schmückendes Beiwerk sind.

c. Mit dieser Frage sollen die Kompetenz zur kritische Reflexion und die Fähigkeit zur Dekonstruktion geschult werden. Die quellenkritischen Kriterien von Beweis, Beschaffung, Untermauerung und Kontext mögen nicht direkt auf einen Magazinartikel anwendbar sein. Bezüge zum Quellenmaterial (eine Art Beweis) und die Feststellung, ob der Text mit anderer Literatur zum Thema übereinstimmt (Bekräftigung und Kontext), können zumindest wichtige Hinweise zur relativen Glaubwürdigkeit des Texts geben, trotz seines populärgeschichtlichen Rahmens. Wie in den Kommentaren zu Frage a bereits erwähnt, sind es teilweise Primärquellen, die zitiert werden, wobei deren Schwachstellen tendenziöse Haltungen sind. Sie wurden geschrieben, um von den Leuten in Machtpositionen gelesen zu werden. Also gibt es für das, was geschrieben ist, eine historische Grundlage, aber die Umschreibungen und Versuche der Popularisierung machen den Inhalt der Texte, zumindest teilweise, voreingenommen.


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