Das Vermächtnis von Kolumbus
Kolonialismus und Imperialismus
Eine Analyse des Vermächtnisses von Kolumbus
Kolumbus’ „Entdeckung der Neuen Welt“ war ein maßgeblicher Bestandteil des europäischen Kolonialismus. Um das Vermächtnis von Kolumbus zu untersuchen, schlagen wir vor, dass ihr einzeln, zu zweit oder in kleinen Gruppen die unten stehenden Fragen beantwortet.
Noch weitere Informationen und Fragen zu Kolumbus
können oben in den Reitern „Multinationaler Vergleich“ und „Die
Geschichtsschreibung über Kolumbus“ gefunden werden.
Aufgaben (Schüleransicht):
1 | Was
bedeutet Kolonialismus und Imperialismus?
Sieh in dein Schulbuch und vergleiche die Definitionen
mit dem, was du im Internet dazu finden kannst.
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2 |
Kolonialherren und Kolonisierte, „wir“ und „die
anderen“
Sieh dir die Bilder in den schwedischen und britischen populärhistorischen Artikeln an. a. Wie werden Kolonialherren und die Kolonisierten in den Bildern dargestellt? b. Beziehe die Bilder auf die Definitionen von Kolonisation und Imperialismus. c. Inwiefern beziehen sich die Bilder auf die Überschriften und Unterüberschriften?
d. Warum kann es problematisch sein, Kolumbus’ Tat
eine ,,Entdeckung" zu nennen?
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3 |
Kolumbus und das britische Weltreich
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4 |
Woran kannst du erkennen, dass der Artikel in England geschrieben wurde? |
5 |
Wie erinnert man sich heute an Kolumbus?
a. Gib bei Google ,,Kolumbus-Tag in Chile", ,,Kolumbus-Tag in den USA" und ,,Kolumbus-Tag in Venezuela"
ein, um herauszufinden, wie dieser Tag gefeiert und kritisiert wird. Welche
Gruppen feiern und welche Gruppen geben sich kritisch?
b. Erstelle eine Liste zu Kolumbus’ Leben und Taten,
vergleichbar mit derjenigen im Artikel „Empire“ und bewerte seine historische Tat
als eine positive oder negative. Ziehe Artikel, Schulbuch und das Internet
heran, um verschiedene Perspektiven aufzulisten.
c. Sollte Kolumbus` Reise in Lateinamerika oder
anderswo gefeiert oder betrauert werden? |
Um die Analyse des Materials zu
erleichtern, beschreiben wir unten verschiedene Ansätze und Fragen, die beim
Unterrichten verwendet werden können. Dieser Lehrerkommentar in grün stellt
Vorschläge für verschiedene Möglichkeiten bereit, das aktive Geschichtslernen
der Schüler anzuleiten.
Der Text „Kolumbus` Kolonie war ein
Desaster“ aus dem schwedischen Magazin präsentiert kritische Perspektiven auf
Kolumbus und darauf, wie die Spanier Amerika kolonisierten, wohingegen es dem
englischen Text „Die Auswirkungen des Imperialismus“ gelingt, Leben und Taten
von Kolumbus auf indirekte Weise mit Imperialismus zu verbinden und dabei
historische Prozesse – wie Ursache, Folge, Fortschritt und Niedergang - herauszuarbeiten.
Aufgaben (Lehreransicht):
1 |
Was bedeutet Kolonialismus und Imperialismus? Sieh in dein Schulbuch und vergleiche die Definitionen mit dem, was du im Internet dazu finden kannst.
Wenn Schülerinnen und Schüler den
Begriff „Kolonialismus“ googeln, werden sie folgende Wikipedia-Definition
finden: „Kolonialismus umfasst die Errichtung, Ausbeutung, Aufrechterhaltung,
den Erwerb und die Ausdehnung von Kolonien in einem Gebiet durch Menschen aus
einem anderen Gebiet. Ihn kennzeichnet eine Anordnung ungleicher Beziehungen
zwischen der Kolonialmacht und der Kolonie sowie zwischen den Kolonisten und
der indigenen Bevölkerung.“
Aus derselben Trefferliste können sie
die Stanford Enzyklopädie der Philosophie nutzen, die Kolonialismus mit
Imperialismus verbindet: „Kolonialismus ist eine Herrschaftspraxis, die die
Unterdrückung eines Volkes durch ein anderes umfasst. Eine der Schwierigkeiten
bei der Definition von Kolonialismus ist, dass er nur schwer vom Imperialismus
zu unterscheiden ist. Häufig werden die beiden Konzepte als Synonyme behandelt.
Wie Kolonialismus umfasst Imperialismus auch die politische und ökonomische
Kontrolle über ein abhängiges Gebiet. Die Etymologie der beiden Begriffe
liefert jedoch einige Hinweise darüber, wie sie sich unterscheiden. Der Begriff
Kolonie stammt vom lateinischen Wort „colonus“ und bedeutet „Bauer“. Diese
Wurzel erinnert uns daran, dass die Praxis des Kolonialismus für gewöhnlich
einen Bevölkerungstransfer in ein neues Gebiet mit einschloss, wo die
Neuankömmlinge als Siedler dauerhaft lebten, während sie ihrem Ursprungsland
politische Treue hielten. Auf der anderen Seite kommt Imperialismus vom
lateinischen Begriff „imperium“ und bedeutet „beherrschen“. Somit lenkt der
Begriff Imperialismus Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie ein Land Macht
über ein anderes ausübt, ob durch Besiedlung, Souveränität oder indirekte
Kontrollmechanismen.“
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2 |
Kolonialherren und Kolonisierte, „wir“ und „die
anderen“
a. Wie werden Kolonialherren und die Kolonisierten in den Bildern dargestellt? b. Beziehe die Bilder auf die Definitionen von Kolonisation und Imperialismus. c. Inwiefern beziehen sich die Bilder auf die Überschriften und Unterüberschriften? d. Warum kann es problematisch sein, Kolumbus’ Tat eine ,,Entdeckung" zu nennen?
Im englischen Artikel stehen oft Männer
des britischen Militärs im Zentrum und haben Machtpositionen inne, während die indigene Bevölkerung häufig als Unruhestifter und/oder unterlegen dargestellt wird.
Jedoch vermitteln einige Bilder aus Britisch Jamaika ein etwas positiveres Bild
der „Anderen“. Die schwedischen Bilder legen auch eine sehr eurozentrische
Perspektive nahe, mit Nichteuropäern im Schatten oder unterhalb der Europäer.
Es ist wichtig, sich damit
auseinanderzusetzen, wie das Bild der „Anderen“ durch die Art und Weise, wie
Geschichte geschrieben wird, aufrechterhalten wird. Wenn jemand „entdeckt" oder „zivilisiert" wird, bedeutet das, dass die Person oder Kultur unwichtig und/oder
unterentwickelt war, was als eine abschätzige Sicht auf fremde und ausländische
Kulturen interpretiert werden kann, wie zum Beispiel die amerikanischen
Indianerkulturen. |
3 |
Kolumbus und das britische Weltreich
Es ist wichtig, die Schülerinnen und
Schüler mit dem Kolonialismus aus einer nicht eurozentrischen oder „orientalischen"
Perspektive zu konfrontieren; (ihnen zu zeigen,) wie sich Kolumbus Vermächtnis
zu einem Imperialismus entwickelte, in dem die Europäer Großreiche errichteten
und den Anspruch hatten, die „Wilden" in den Kolonien zu „zivilisieren", was als
„Bürde des weißen Mannes“ bezeichnet wurde.
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4 |
Woran kannst du erkennen, dass der Artikel in England geschrieben wurde?
Als Lehrkraft bietet es sich an, die
Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler darauf zu lenken, wie die Auswahl
historischer Quellen und Darstellungen von Geschichte von nationalen und
kulturellen Interessen beeinflusst werden können. Die Urteile hätten härter
ausfallen können, wenn ein nicht-britischer Historiker den Text geschrieben
hätte. Eine mögliche Nachfolgefrage zur oben genannten Frage könnte lauten, ob
sie denken, dass Kolumbus und Kolonialismus verschieden beschrieben worden
wären, wenn die Texte andere Ursprünge hätten – man denke an einen deutschen
Text zum Imperialismus. „Wie, denkst du, würden die Spanier und Schweden über
Kolonialismus schreiben?“
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5 |
Wie erinnert man sich heute an Kolumbus?
a. Gib bei Google „Kolumbus-Tag in Chile", „Kolumbus-Tag in den USA" und „Kolumbus-Tag in Venezuela"
ein, um herauszufinden, wie dieser Tag gefeiert und kritisiert wird. Welche
Gruppen feiern und welche Gruppen geben sich kritisch?
b. Erstelle eine Liste zu Kolumbus’ Leben und Taten,
vergleichbar mit derjenigen im Artikel „Empire“ und bewerte seine historische Tat
als eine positive oder negative. Ziehe Artikel, Schulbuch und das Internet
heran, um verschiedene Perspektiven aufzulisten.
Indigene Gruppen in Lateinamerika
finden sich oft am Kolumbus-Tag öffentlich zusammen, um gegen ungerechte
Machtverhältnisse als Vermächtnis von Kolumbus zu protestieren. Andere Gruppen
in Lateinamerika feiern diesen Tag. In den Vereinigten Staaten gibt es einige
kritische Gruppen, aber der Tag wird hauptsächlich als Feier begangen. Es
scheint eine Trennung zwischen kritischeren, linken Gruppen und rechten
Gruppen, die feiern, zu geben.
Diese problemorientierte Aufgabe zu
Kolumbus Taten sollte von einer kritischen Reflexion darüber begleitet werden,
ob wir Menschen in der Vergangenheit überhaupt auf Grundlage unserer gegenwärtigen
Werte beurteilen können. Lehrpläne und Schülermeinungen zu Geschichte betonen
oft moralische Lehren aus der Vergangenheit. Historiker behaupten dagegen, dass
es wichtig ist, Handlungen auf Grundlage dessen zu bewerten, was wir vom
zeitgenössischen Kontext wissen. Im Falle von Kolumbus ist es wertvoll den
Schülern aufzuzeigen, wie die europäischen Sprachen und Perspektiven völlig
dominant wurden und wie wir die Länder und Regionen heute noch mit der Sprache
ihrer Eroberer bezeichnen. |
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