Medienkritische Analyse

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Medienkritische Analyse

 

Wie kannst du dich zuverlässig über die Ursachen und die Schuldfrage zum Beginn des Ersten Weltkriegs informieren?


Kommentar zu Stärken und Schwächen von jeder Quelle. Wie vertrauenswürdig/glaubwürdig/maßgeblich ist jede Quelle?


Aufgaben:

1

Geschichtslehrkräfte

2

Ein Schulgeschichtsbuch

3

Ein Artikel in populären Geschichtsmagazinen (wie du sie eben gelesen hast)

4

Eine Fernsehsendung (beispielsweise die erste Episode von The Great War (BBC Dokumentation))

5

Wikipedia

6 Einfach „googlen”
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1

Geschichtslehrkräfte

2

Ein Schulgeschichtsbuch

Schulbücher für jüngere Schüler (11-14) tendieren dazu, lediglich einfache Erklärungen für den Kriegsbeginn zu geben. Sie vermitteln manchmal den Eindruck, es gäbe eine einheitliche Meinung hierzu, um die Schülerinnen und Schüler nicht zu verwirren. Allerdings führt dies auch zu einem Missverständnis. Fast hundert Jahre nach dem Kriegsbeginn herrscht unter Historikerinnen und Historikern immer noch keine Eintracht darüber, wer für den Krieg verantwortlich war. In vielen europäischen Ländern ist es im Geschichtsunterricht zentral, den Schülern zu vermitteln, dass historisches Wissen tendenziös, vorläufig und strittig ist. Dabei sind allerdings manche Erklärungen wahrscheinlicher als andere. Im Vereinigten Königreich enthalten Schulbücher für ältere Schülerinnen und Schüler (16-18) bewusst Kontroversen. Sogar Schulbücher für jüngere Kinder weisen auf die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten der Vergangenheit hin. Da Schulbücher zahlreiche Themen behandeln müssen, bleibt ihnen oft nur wenig Text, um komplexe Ereignisse zu erläutern, weshalb sie sich oft auf einfache Erklärungen beschränken.

3

Ein Artikel in populären Geschichtsmagazinen (wie du sie eben gelesen hast)

Sowohl History Today als auch das BBC History Magazine haben Redaktionen, in denen auch anerkannte Historikerinnen und Historiker sitzen, die für die Wahrung der Qualität verantwortlich sind. Die Beiträge stammen meist von professionellen Historikerinnen und Historikern, die über ihr Spezialgebiet schreiben. Oft erscheinen die Artikel, weil der Autor gerade ein Fachbuch über ein Thema verfasst hat. Trotzdem weisen nicht alle Artikel über ein Thema darauf hin, dass es oft verschiedene Meinungen gibt. Die Texte umfassen meist 3000 bis 5000 Wörter, sodass es oft möglich ist, einen besseren Überblick über ein Ereignis zu geben als in einem Schulbuch.

4

Eine Fernsehsendung (beispielsweise die erste Episode von The Great War (BBC Dokumentation)

Wie Zeitungen auch, haben manche Sender eine bessere Reputation für ihre Objektivität und Genauigkeit als andere. Öffentliche Sender haben hier oft einen besseren Ruf als private Sender (Fox, History Channel). Die meisten Sendungen sind entweder von Historikerinnen und Historikern selbst verfasst, oder diese fungierten zumindest als Berater. Viele Serien werden allerdings von Populärhistorikerinnen und Populärhistorikern moderiert, die einseitig ihre eigenen Ansichten präsentieren und andere Sichtweisen nicht gelten lassen.

5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wikipedia

Wikipedia ist ein (freies) Internetlexikon, an dem jeder mitarbeiten kann. Es wird von Personen korrigiert, editiert und überprüft, die sich für das Thema interessieren oder sogar für dieses Experten sind. Die Meinungen zur Vertrauenswürdigkeit und Genauigkeit sind sehr verschieden. Das Wissenschaftsmagazin Nature berichtete 2005 in einem Artikel, dass Wikipedia im Bezug auf technische Themen annähernd so genau wie die Encyclopaedia Brittanica sei. Wikipedia wurde in der Vergangenheit zunehmend besser darin, Fehler zu verbessern, aber der Gründer, Jimmy Wales, bemerkte auch, dass die Genauigkeit „von den Themen abhängt und diese besonders bei Themen der Popkultur und der aktuellen Technologien gut ist. Dies liegt daran, dass die Freiwilligen zumeist mehr Expertise in diesen Bereichen haben.“ (Zitiert aus Technologiemagazin Wired; http://www.wired.com/culture/lifestyle/news/2005/12/69844)

Aktuell findet eine interessante Diskussion zur Glaubwürdigkeit von Wikipedia auf dem Blog der Bibliothek des Staates Delaware statt (Vgl. http://library.blogs.delaware.gov/2013/05/05/is-wikipedia-reliable-source/.)

 

6

Einfach „Googlen”

Eine kürzlich in Großbritannien veröffentlichte Studie von Ofcom fand heraus, dass 38% der 12 bis 15 Jährigen glaubten, dass das Ergebnis einer Google-Suche eine richtige Information hervorbringe. Junge Menschen müssen aber verstehen, dass das Internet nicht schlechthin eine zuverlässige und glaubwürdige Informationsquelle darstellt (Ofcom (2013): Kinder und Eltern. Mediennutzung und Gewohnheiten, London, Ofcom). Google kann durchaus nützlich sein, allerdings kann bereits die erschlagende Zahl der Suchergebnisse problematisch sein, von denen viele nicht von „zuverlässigen“ Internetseiten stammen; besonders in kontroversen Bereichen der Geschichtswissenschaften. Mit den Worten von Professor Stephen Church von der Universität von East Anglia: „Das Internet ist ein Segen für Historiker, aber man muss immer daran denken, dass absolut niemand zwischen dir und dem Idioten steht, der das Zeug ins Netz stellt.“ (Stephen Church: Seminar. Schulbildung, 10. Mai 2002).