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Der „Ausbruch” des Ersten Weltkriegs in deutschen und schwedischen Geschichtsmagazinen

Die Darstellung des Beginns des Ersten Weltkriegs in populären Geschichtsmagazinen

 

Autorin: Miriam Hannig, Universität Augsburg

 


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Grundlegende Informationen

Die hier präsentierte Lerneinheit beschäftigt sich mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs und dessen Darstellung, in deutschen (exemplarisch: bayerischen) und schwedischen Geschichtsmagazinen, welche hier in ausgewählten Beispielen vorgestellt werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf Abbildungen, welche zur Illustration des Attentats von Sarajevo sowohl in Schulbüchern als auch in den Magazinen herangezogen werden. Zum einen geht es um die Frage, inwiefern diese Abbildungen nach historischen Quellenkriterien ausgewählt und präsentiert werden. Zum anderen soll geprüft werden, ob die Frage der Kriegsschuld multiperspektivisch betrachtet wird oder nicht.
Die folgenden Aufgaben können als Vorschläge gesehen werden, sich mit diesem Thema und den gegebenen Schwerpunkten näher zu befassen. Zudem dienen die Aufgaben als Anregung zur weiteren Auseinandersetzung mit anderen Magazinen (zusätzliche Materialien). Hierfür stehen Überblicke über die Darstellung des Beginns des Ersten Weltkriegs in den jeweiligen nationalen Schulbüchern zur Verfügung, um über nationale Tendenzen in der Betrachtungsweise des Themas zu informieren.

 

Bezug zum Lehrplan

Im bayerischen Lehrplan ist das Thema „Der Erste Weltkrieg” Teil des Geschichtsunterrichts der 8. Klasse (14-15 Jahre alte Schülerinnen und Schüler). Es gibt keine expliziten Hinweise, populäre Geschichtsmagazine einzubeziehen. Besonderen Wert legen die Lehrpläne jedoch darauf, die „Geschichtskultur” als Teil des alltäglichen Lebens der Schüler zu unterstreichen.
Das Thema lädt zum fächerübergreifenden Unterrichten ein, indem hier Geschichte mit Sozialkunde, Kunst oder deutscher Literatur kombiniert werden kann, was ein großes Potenzial für die Verwendung von populären Geschichtsmagazinen im Unterricht beinhaltet.

 

Lernziele

Einerseits erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre kritische Medienkompetenz und untersuchen andererseits vergleichend europäische Perspektiven zu diesem Thema.
Sie gehen kritisch mit Bildquellen sowohl in Magazinen als auch in Geschichtsbüchern um und entwickeln quellenkritische Kriterien zur Bewertung des Bildgebrauchs im Allgemeinen sowie in den kommerziellen Massenmedien.

Indem sie populärwissenschaftliche Geschichtsmagazine und Schulgeschichtsbücher vergleichen, erkennen die Schülerinnen und Schüler die Unterschiede bei der Darstellungen historischer Themen im nationalen Vergleich sowie auch bei der Präsentation in Schulgeschichtsbüchern und in populären Zeitschriften.

Durch den Vergleich von Schulbüchern und Magazinen verschiedener europäischer Länder eignen sich die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit zur Analyse unterschiedlicher Tendenzen der Darstellung eines Themas an. Beispiele aus Magazinen anderer Länder finden sich im „Zusatzmaterial”. Diese können dazu verwendet werden, den Vergleich verschiedener nationaler Perspektiven in Europa zu erweitern.

 

Die Darstellung des „Ausbruchs“ des Ersten Weltkriegs in deutschen Schulbüchern

Für die Einschätzung, wie deutsche bzw. bayerische populäre Geschichtsmagazine den Beginn des Ersten Weltkriegs darstellen, ist es hilfreich, einen Blick auf die Darstellung des Themas in Curricula und Schulbüchern zu werfen. In Bayern ist der Beginn des Ersten Weltkriegs in den Komplex „Imperialismus und Erster Weltkrieg" eingebettet. Dabei werden vier Schwerpunktthemen behandelt:
1. Die Krise auf dem Balkan, das Attentat von Sarajevo und der „Weg in den Krieg“
2. Der industrialisierte Krieg und das Erleben des Kriegs an der Front und in der Heimat
3. Das Epochenjahr 1917 und die Russische Revolution
4. Das Kriegsende mit dem Versailler Vertrag und seinen Folgen.
Daran schließt sich das Kapitel „Die Weimarer Republik“ an, die mit dem Zusammenbruch der ersten deutschen parlamentarischen Demokratie und dem Aufstieg des Nationalsozialismus endet.
Grundsätzlich gehen die Schulbücher auf die sogenannte „Fischerkontroverse“ ein: Der Historiker Fritz Fischer stellte 1961, in seinem Werk „Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands 1914/1918“ (Düsseldorf), die These auf, dass das Deutsche Reich nicht in den Ersten Weltkrieg „geschlittert“ und dass dieser auch nicht „ausgebrochen“ sei, sondern dass wichtige gesellschaftliche, wirtschaftliche und militärische Kreise bewusst und gezielt auf den Beginn des Ersten Weltkriegs hingearbeitet und dabei auch darauf geachtet hätten, dass das Deutsche Reich nicht als Angreifer fungiert. Diese These wurde auf das Heftigste von deutschen Historikern attackiert, weil damit auch die sogenannte „Kriegsschuld“, die der Versailler Vertrag in Artikel 231 formuliert hatte, unterstützt worden wäre. In Deutschland hatten sich jedoch seit 1919 alle gesellschaftlichen Kräfte von rechts bis links gegen die Schuldzuschreibung im Versailler Vertrag gewehrt. Heute sehen die Historiker keine eindeutige und vor allem auch keine alleinige Schuld des Deutschen Reiches am Beginn dieses Kriegs, wobei sie die „Kriegspläne“ bestimmter deutscher Gesellschafts- und Regierungskreise durchaus anerkennen.

Die meisten Schulbücher vermeiden heute bewusst Formulierungen wie „in den Krieg schlittern“ oder „das Ausbrechen des Kriegs“ und verwenden den neutralen Begriff des „Wegs in den Ersten Weltkrieg“, wobei nicht immer darauf eingegangen wird, ob dieser „Weg” Alternativen hatte. Angesichts der Bedeutung, die der Frage der deutschen Verantwortung in Vergangenheit und Gegenwart zukommt, ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern die Implikationen der Begriffswahl deutlich zu machen („Schlittern“ vs. „Ausbrechen“ vs. „Beginnen“ etc.) und sie zu einem kritischen Urteil und zur eigenen Meinungsbildung anzuregen.

 

Erstellt durch das EHISTO-Team, Augsburg

 

Die Darstellung des „Ausbruchs” des Ersten Weltkriegs in schwedischen Schulbüchern

In schwedischen Schulgeschichtsbüchern wird der Erste Weltkrieg vornehmlich als Angelegenheit von Machtverhältnissen, deren Störung zum Ausbruch eines Konflikts führte, dargestellt. Dieser wurde zum weltumspannenden Krieg mit zuvor unvorstellbaren Ausmaßen, dem eine verhältnismäßig friedliche und wirtschaftlich gute Ära - nicht zuletzt aufgrund der Industrialisierung - folgte. Die Gründe für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu erklären ist schwierig. Die europäische Politik war durch Wettbewerb um Macht, Wohlstand und um Prestige gekennzeichnet. Der Wettlauf um Afrika war ein Auslöser für Konflikte und Konkurrenz, die Industrialisierung ein anderer. Ganz Europa durchlebte eine Periode des sozialen Wandels, im Zuge welcher Mitglieder einer neuen, bürgerlichen Gesellschaft zunehmend die Rechte traditioneller, sozialer Gruppen hinterfragen und deren Rechtfertigung anzweifelten. Der Nationalismus des 19. Jahrhunderts katalysierte oftmals die Entwicklungen, nicht zuletzt durch einige Konflikte auf dem Balkan.

Erstellt durch Thomas Nygren, EHISTO-Team, Universität Dalarna.


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