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Kolumbus und die „Entdeckung” der „Neuen Welt”

Die Darstellung von Christoph Kolumbus in populären Geschichtsmagazinen

 

Autorin: Miriam Hannig, Universität Augsburg

 


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Basis-Informationen

Das hier vorgestellte Lernobjekt behandelt die Darstellung von Kolumbus in ausgewählten deutschen und englischen Geschichtsmagazinen. Der Fokus liegt auf der Frage, wie die Illustrationen in die Artikel eingebunden sind und inwiefern dies den Standards der Präsentation von historischen Quellen entspricht. Die Arbeitsaufträge, welche hier geboten werden, können als Vorschläge für den Umgang mit den ausgewählten Artikeln, aber auch als Anregung zur Vertiefung der Arbeit mithilfe weiterer Magazine aus anderen Ländern genutzt werden (zusätzliche Materialien). Zudem enthält das Modul einen Überblick, wie das Thema "Kolumbus und dieEntdeckung’ der ‚Neuen Welt'“ in nationalen Schulbüchern präsentiert wird (zusätzliche Materialien), um einen Einblick in die nationalen Tendenzen der Darstellung zu geben.

Lehrplanbezug

In bayerischen Schulbüchern sind die Themen „Kolumbus” und „Entdeckungen” im Lehrplan der siebten Klasse angesiedelt (13-14 -jährige Schülerinnen und Schüler). Es gibt zwar keine expliziten Hinweise auf populäre Zeitschriften, doch betonen die Curricula die Einbeziehung der Geschichtskultur als Teil des täglichen Lebens der Schülerinnen und Schüler.
Das Thema eignet sich auch für interdisziplinäres Lehren; beispielsweise bietet sich eine Kooperation der Unterrichtsfächer Geschichte, Sozialkunde, Kunst und Deutsch an.

Lernobjekte

Zum einen entwickeln die Schülerinnen und Schüler ihre medienkritischen Kompetenzen fort, zum anderen analysieren sie vergleichend internationale Perspektiven auf das Thema. Sie werden für den Umgang mit Bildquellen in Magazinen und Schulbüchern sensibilisiert und entwickeln Kriterien zur Bewertung des Umgangs mit Medien im Allgemeinen, insbesondere in kommerziellen Medien. Durch den Vergleich von Geschichtsmagazin und Schulbuch lernen die Schülerinnen und Schüler den unterschiedlichen Umgang mit historischen Themen kennen.
Beim Vergleich von Schulbüchern und Magazinen aus verschiedenen Ländern erkennen sie, dass es unterschiedliche nationale Tendenzen der Präsentation des Themas geben kann (in diesem Lernobjekt: exemplarischer Vergleich von deutschen und englischen Magazin-Artikeln). Magazin-Artikel aus weiteren Ländern sind im „Zusatzmaterial“ vorhanden und können zur multinationalen Erweiterung des Vergleichs innerhalb Europas herangezogen werden.

Sichtweise auf das Thema „Kolumbus und die ‚Entdeckung’ der ,Neuen Welt’“ in deutschen bzw. bayerischen Schulbüchern

Als Hintergrund für die Analyse der Darstellung von Kolumbus und der „großen Entdeckungen“ in den nationalen Zeitschriften wird hier die Sichtweise des Themas in den bayerischen Lehrplänen und Schulbüchern kurz erläutert.
Kolumbus und die Entdeckung des Seeweges nach Amerika werden primär als integraler Bestandteil der „Zeitenwende“ vom Mittelalter zur Neuzeit konzipiert – und beispielsweise nicht als Beginn des europäischen Kolonialismus interpretiert, was auch mit der kurzen deutschen Kolonialgeschichte (1884-1918) und der entsprechenden Distanz des deutschen Narrativs zur Geschichte des Kolonialismus zusammenhängen mag.
Zusammen mit der Erfindung des Buchdrucks und der damit einhergehenden Medienrevolution, dem Humanismus, der Renaissance und Reformation gilt Kolumbus‘ „Entdeckung Amerikas“ als signifikanter Schritt in die Neuzeit, weil sich das Weltbild durch die neuen Kenntnisse von der Gestalt der Erde revolutionär veränderte. Das Jahr 1492 wird dabei üblicherweise als Epochenjahr und somit als „Wendepunkt“ der Weltgeschichte interpretiert. Dabei werden Kolumbus und seine „Entdeckungen“ als herausragende europäische Leistung und als Beginn des „rise of the west“ gedeutet; eine nationale Vereinnahmung unterbleibt in bayerischen Lehrwerken.
Eine Problematisierung der „Entdeckungen“ des Kolumbus bleibt häufig aus: Seine Leistungen werden zumeist als heroische Einzeltat präsentiert, für welche die Zeit gekommen war – während die Zufälligkeit der „Entdeckungen“ zwar nicht verschwiegen, aber auch nicht herausgehoben wird.
Des Weiteren wird die „Entdeckung Amerikas“ im Lehrplan und im Schulbuch nicht umfassend historisiert. Sie erscheint als selbstverständlicher Beginn der europäischen Vorherrschaft in der Welt (bis 1918), wobei die Schülerinnen und Schüler leicht den falschen Eindruck gewinnen können, dass Europa schon immer ein Gravitationszentrum der Weltgeschichte gewesen sei. Diese eurozentrische Perspektive verschleiert die periphere Stellung des mittelalterlichen Europas in den transnationalen eurasischen Netzwerken und hält es nicht für erklärungsbedürftig, warum es Europa bzw. die europäischen Seefahrer und nicht etwa Bewohner anderer Kontinente waren, welche am Ende des Mittelalters den Seeweg nach Amerika entdeckt haben.
Die Folgen für die indigene Bevölkerung und die indigene Perspektive werden in den Lehrplänen und Schulbücher im Allgemeinen berücksichtigt, wobei es sich dabei oft auch nur um einige wenige Sätze im Darstellungsteil handeln kann.

 

 

Vom EHISTO-Team, Augsburg

Die Sichtweise auf das Thema „Kolumbus und die ‚Entdeckung’ der ‚Neuen Welt’” in englischen Schulbüchern

 

Bis zur Einführung eines einheitlichen nationalen Lehrplans (1991), war Kolumbus ein gängiges Thema in den Schulbüchern des Vereinigten Königreiches. Er wurde unter dem Thema „Die Entdeckungsreisen“ behandelt, welches mit Kolumbus, Ferdinand Magellan und Francis Drake drei Hauptentdecker umfasste. Die Reisen wurden generell als Entdeckungsreisen bzw. als „Forscherdrang“ dargestellt und weniger als „Ausbeutung der Neuen Welt“.

Mit der Einführung eines verpflichtenden, einheitlichen Geschichtslehrplan 1991 änderte sich allerdings die Themenwahl und der Schwerpunkt wurde mehr auf die nationale Geschichte gelegt. Ein Minister argumentierte, dass mindestens 80% des Lehrplanes von der britischen Geschichte handeln sollten und fortan orientierten sich die Schulbücher an dieser Aussage. Man richtete das Augenmerk hauptsächlich auf die Entwicklung des britischen Empires und nur noch sehr wenige Schulbücher behandelten die Reisen von Kolumbus und Magellan. Der Schwerpunkt lag vielmehr bei den britischen Forschern (Drake, Cook) und den britischen Beziehungen mit Kanada, Amerika, Indien, Australien sowie den afrikanischen Kolonien. Auch heute gehört der Themenbereich „Kolumbus“ nicht zu den obligatorischen Bestandteilen englischer Geschichtsschulbüchern ist. Auch im neuen Lehrplan vom September 2014 wird „Kolumbus“ ausgespart und somit ist es eher unwahrscheinlich, dass der Themenbereich Eingang in britischen Geschichtsbüchern finden wird.

 

Vom EHISTO-Team der Universität von East Anglia


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