Themenübersicht
Atheismus und Religionskritik - Das Beispiel Friedrich Nietzsche
Begleitinformationen drucken
 
Atheismus und Religionskritik - Das Beispiel Friedrich Nietzsche
 
Didaktische Hinweise
Atheismus und Religionskritik sind zentrale Themen in den Lehr- und Bildungsplänen der Fächer Religion und Ethik. Neben den „Klassikern“ der Religionskritik, Ludwig Feuerbach und Karl Marx, wird dabei häufig auch Friedrich Nietzsche angeführt. Eine Beschäftigung mit Nietzsche scheint dabei aus mehreren Gründen lohnenswert: Aus einem protestantischen Pfarrhaus stammend, war Nietzsche ein profunder Kenner des Christentums und thematisierte in seiner – negativen – Analyse viele Kernthemen des Christentums und der Religion im Allgemeinen. Über die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Atheismus und der Religionskritik hinaus können somit auch Strukturmerkmale des Christentums bzw. der Religion im Unterricht diskutiert werden. Zugleich übt Nietzsche, im Film repräsentiert durch den Protagonisten Friedrich, aufgrund seiner inneren Zerrissenheit eine Faszination auf junge Mensch aus: Sein Widerspruch gegen das Vorgefundene, sein Hinterfragen jeglicher Autoritäten, der mühsame Versuch, eine eigene Position zu finden und das Zurückgehen in der Geschichte bis zu einem Punkt, von dem aus er die Welt noch einmal neu denken will – all dies bietet Anknüpfungspunkte für Jugendliche und junge Erwachsene.
Alles an Nietzsche ist oszillierend, spannungsreich, vielschichtig und damit auch in hohem Maße interpretierbar und interpretationsbedürftig. Dies liegt bereits in seiner Persönlichkeit begründet und wurde noch dadurch verstärkt, dass er in seiner geistigen Umnachtung auf Mutter und Schwester angewiesen war. Letztere, strikt völkisch orientiert, lebte bis in die NS-Zeit und strickte kräftig am Mythos ihres Bruders, indem sie Briefe fälschte und seine Aphorismen in zweifelhafter Weise zusammenstellte. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass uns viele von Nietzsches Aussagen heute problematisch erscheinen müssen.
Nietzsche war ein Mensch der Widersprüche. Widerspruch legte er gegen die Religion ein, insbesondere gegen das Christentum und den von klein auf aufgesogenen Protestantismus – Nietzsches Vater war Pfarrer. Widerspruch bestand auch zwischen seinem heroischen Denken auf der einen und seinen realen Lebensumständen auf der anderen Seite, blieb er doch zeitlebens ein kränklicher Mensch, der auf Hilfe angewiesen war. Die Tragik seines Lebens zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er aufgrund seiner schwächlichen Konstitution mit noch nicht einmal 35 Jahren in den endgültigen Ruhestand gehen musste, nachdem er zehn Jahre zuvor Professor für klassische Philologie in Basel geworden war.
Nietzsche ist kein Philosoph, der es der Lehrkraft einfach macht. Dies liegt nicht zuletzt an der fehlenden Systematik seines Denkens. Aus diesem Grund unternimmt der Film „Der tolle Mensch“ den Versuch, das Denken Nietzsches in Form eines fiktionalen Kammerspiels darzustellen. Er zeichnet nicht Nietzsches intellektuelle Biografie nach, lässt ihn nicht unvermittelt in einer heutigen Bibliothek auftauchen, um einer Studentin hilfreich unter die Arme zu greifen, sondern er nimmt den aphoristischen Charakter von Nietzsches Denken auf. Viele Facetten werden angerissen, abgebrochen und wieder aufgenommen. Das Thema Ethik durchzieht den Film ebenso wie der darin enthaltene Widerspruch gegen das Christentum. Dabei wird nicht einem platten Atheismus das Wort geredet, sondern betont, dass Gott das Opfer der Menschen geworden sei, die ihn letztlich entbehrlich gemacht haben. Eingebettet wird die Darstellung der Philosophie Nietzsches in eine Rahmenhandlung, die sich um das Verhältnis zwischen dem 22-jährigen Studenten Niko, Sohn einer Pfarrerin, und dem 45-jährigen Friedrich dreht. Niko kümmert sich um den leicht verwahrlost lebenden Friedrich, der wiederum für den jungen Mann da war, als dessen Vater starb. Friedrich arbeitet an einem Buch über Nietzsche, das ihn zunehmend verändert und für Niko immer schwerer fassbar werden lässt. Als Friedrich schließlich Nikos Hilfe schroff zurückweist und darauf besteht, keinerlei Mitleid von Niko zu wollen, verlässt dieser den erkrankten Friedrich. Hier zeigt sich eine Parallele zwischen dem Friedrich des Films und dem Philosophen Nietzsche. Sicher nicht zufällig ist Friedrich in genau dem Alter, in dem der Philosoph dem Wahnsinn verfiel. Und sicher nicht zufällig wütet Friedrich gegen das Mitleid Nikos, wie Nietzsche noch kurz vor seiner Umnachtung gegen Mutter und Schwester wütete, auf die er schon kurz danach angewiesen sein sollte.
Der didaktische Ansatz des Films besteht in dem Versuch, Nietzsches Religionskritik im Dialog zwischen den beiden Hauptfiguren, mithin diskursiv zu entwickeln. Dabei bietet die Figur des Niko eine Identifikationsmöglichkeit für die Schülerinnen und Schüler, um sich den – möglicherweise als erratisch wahrgenommenen – Ausführungen Nietzsches zu nähern. Dies mag die Hemmschwelle senken, sich mit der Philosophie Nietzsches zu beschäftigen und sich auf dessen Denken einzulassen. Gleichzeitig verhandelt der Film Nietzsches Philosophie performativ: Friedrich wehrt sich zunehmend gegen Nikos Hilfe „aus Mitleid“ und deutet dies als Ausformung der von ihm verabscheuten „Sklavenmoral“. Die theoretischen Ausführungen Friedrichs über Nietzsches Gegenkonzept einer „Herrenmoral“, die das Mitleid überwinden soll, bleiben bei Niko offenbar nicht ohne Wirkung, wie das (offene) Ende des Films nahelegt (vgl. Arbeitsblatt 7).
Der Film sollte zunächst in Gänze gezeigt werden, entweder als Einstieg in die Thematik oder zur Vertiefung. Nach Bedarf können einzelne Sequenzen zur wiederholten Sichtung ausgewählt werden. Zur Erarbeitung des Films bieten sich insbesondere die beigefügten Arbeitsblätter an, die verschiedene Aspekte des Films bzw. der Philosophie Nietzsches thematisieren. Eine vollständige Bearbeitung ist nicht zwingend erforderlich, die Arbeitsblätter können ebenso als Materialsammlung genutzt werden. Sie liegen sowohl im PDF-Format als auch im doc-Format (MS Word) vor, wodurch es der Lehrkraft möglich ist, diese zu bearbeiten und ggf. umzugestalten.
 
Adressaten
Allgemeinbildende Schulen (Klasse 9-13), Kinder- und Jugendbildung (16-18 Jahre), Erwachsenenbildung
 
Bezug zu Lehrplänen und Bildungsstandards
Die Schülerinnen und Schüler
  • setzen sich mit einer exemplarischen Position neuzeitlicher Religionskritik auseinander.
  • gelangen zu einem eigenständigen Urteil über Friedrich Nietzsches Kritik der Religion und seiner Rede vom „Tod Gottes“.
  • beziehen vor dem Hintergrund von Religionskritik und Atheismus Stellung zur Gottesfrage.
  • erkennen den Atheismus als eine Lebens- und Wirklichkeitsauffassung, die das Christentum existenziell betrifft und zum Dialog herausfordert.
  • vergleichen unterschiedliche anthropologische Auffassungen über die Leiblichkeit des Menschen.
  • nehmen die positive Funktion von Religionskritik als Korrektiv des Glaubens wahr.
  • gewinnen Einblick in die kulturelle, geschichtliche und gesellschaftliche Bedingtheit von Gottesbildern.
 
Inhalt und Einsatzhinweise zur Produktion
 
Film „Der tolle Mensch“ (24 min)
Friedrich, ein Mann mittleren Alters, lebt einsam in einer leicht verwahrlosten Wohnung. Seine Bezugspunkte zur Außenwelt beschränken sich auf das Fernsehgerät und den jungen Studenten Niko, der Friedrich regelmäßig besucht und ihm im Alltag behilflich ist. Zwischen den beiden Männern besteht eine eigenwillige Freundschaft. Diese beruht auch auf dem Umstand, dass Friedrich für Niko eine Stütze war, als dessen Vater starb. In jüngster Zeit konzentriert sich Friedrich jedoch gänzlich auf die Beschäftigung mit der Philosophie Friedrich Nietzsches, was ihn in Nikos Augen immer sonderbarer werden lässt.
Niko hilft Friedrich nicht nur im Haushalt, sondern schätzt auch die gemeinsamen philosophischen Gespräche. Doch auch diese drehen sich zunehmend um Nietzsches Religionskritik, von der Friedrich geradezu besessen scheint. Überhaupt verschwimmen die Grenzen zwischen Friedrich und dem Philosophen Nietzsche zunehmend, ebenso wie die Auseinandersetzungen zwischen Friedrich und Niko an Intensität gewinnen. Nachdem Friedrich Niko zum wiederholten Male mitgeteilt hat, dass er von ihm weder Mitleid noch Hilfe will, entschließt sich Niko dazu, Friedrich zu verlassen und ihn nicht mehr zu besuchen.
Die Handlung wird parallel durch Ausschnitte aus Nietzsches Text „Der tolle Mensch“ (aus „Die fröhliche Wissenschaft“) sowie kurze TV-Clips kommentiert.
  • Arbeitsblätter 1-7
Sequenz „Tag 1“ (10:10 min)
Der 22-jährige Student Niko ist dem gut zwanzig Jahre älteren, zurückgezogen lebenden Friedrich regelmäßig im Haushalt behilflich. Auch an diesem Morgen hat er für ihn eingekauft und befüllt den Kühlschrank des übermüdeten Friedrich, bevor er sich auf den Weg zur Universität macht. Abends besucht Niko ihn erneut und bereitet ein Abendessen zu. Dabei doziert Friedrich über das Buch, an dem er gerade schreibt und das sich mit den Gedanken des Philosophen Friedrich Nietzsche auseinandersetzt. Friedrich kritisiert, dass der Atheismus noch nicht zu Ende gedacht worden und die maßgeblich vom Christentum geprägte Moral nach wie vor wirksam sei. Als „Sklavenmoral“ hindere sie den Menschen daran, sich zu Höherem zu entfalten, weil sie ihn im Zustand der Schwäche halte. Demgegenüber sieht er die Notwendigkeit des Nihilismus als geschichtlicher Zwischenstufe, der zunächst die Religion überwinden soll, um am Ende selbst durch den „Übermenschen“ überwunden zu werden.
Niko steht Friedrichs Ausführungen skeptisch gegenüber: Weder die Existenz Gottes noch die christliche Moral sieht er durch sie in Frage gestellt. Sorge bereitet ihm hingegen der Zustand seines Freundes, der sich durch die Arbeit an dem Nietzsche-Buch immer stärker verändert.
 
Sequenz „Tag 2“ (11:30 min)
Auch am nächsten Morgen erscheint Niko bei Friedrich. Dieser möchte dem jungen Mann eine Ausgabe von „Also sprach Zarathustra“ schenken, redet sich dabei aber unversehens in Rage. Lautstark hält er Niko vor, dass er dessen Mitleid nicht brauche und dieser die Wohnung verlassen solle. Nach einem kurzen Wortgefecht beruhigt sich Friedrich wieder und legt Niko dar, was er am Christentum und seiner Moral – bei aller gleichzeitigen Bewunderung – kritisiert.
Am Abend kehrt Niko zu dem offenbar erkrankten Friedrich zurück. Während Niko die Wohnung aufräumt, fabuliert Friedrich – halb im Fieber – von der „Umwertung der Werte“. Wieder fordert er Niko auf, ihm nicht weiter zu helfen, da er dessen Mitleid nicht brauche. Dabei geraten sie erneut in ein Gespräch über Nietzsches Religions- und Moralkritik. Friedrich erläutert, dass seiner Meinung nach vor allem die jenseitige Ausrichtung des Christentums den Menschen an wahrer Freiheit und der Entwicklung zum „Übermenschen“ hindere. Der christlichen Ausrichtung hin auf das Leiden, symbolisiert im Kreuz Christi, soll ein leidenschaftlicher, lebensbejahender Gott gegenübergestellt werden – Dionysos. Niko wendet ein, dass das Leben durchaus auch aus Leiden bestehe. Kurz darauf verlässt er die Wohnung.
 
Sequenz „Tag 3“ (1:00 min)
Am diesem Morgen wartet Friedrich vergeblich auf Niko. Für einen kurzen Moment verlässt er sogar seine Wohnung und tritt auf den Balkon, um nach Niko Ausschau zu halten – doch dieser erscheint nicht. Von unten sieht man Niko einen letzten Blick auf Friedrichs Wohnung werfen. Dann entschließt er sich, Friedrich hinter sich zu lassen.
 
Filmclip „Interview mit Wolfgang Mahnfitz” (4:30 min)
Bei dem Filmclip handelt es sich um das vollständige Interview mit Wolfgang Mahnfitz vom „Internationalen Bund der Konfessionsfreien und Atheisten“ (IBKA), das auszugsweise im Film „Der tolle Mensch“ zu sehen ist. Mahnfitz stellt darin den IBKA vor und erläutert dessen Ziele, Forderungen sowie bisherige Errungenschaften. Er verlangt eine strikte Trennung von Staat und Kirche, speziell auch im Bildungsbereich, und übt scharfe Kritik an der Religion im Allgemeinen.
  • Arbeitsblatt 8: Atheismus heute
 
Kommentar zu den Arbeitsblättern
 
Arbeitsblatt 1: Lebenslauf
Auf diesem Arbeitsblatt werden grundlegende Daten und Informationen zum Leben Nietzsches abgefragt. Die Jahreszahlen sind von den Schülern und Schülerinnen auf Grundlage einer eigenständigen Recherche einzutragen. Insofern eignet sich das Arbeitsblatt auch gut als Hausaufgabe. Um eine rein mechanische Eintragung zu verhindern, sind auch Jahreszahlen eingefügt, die nicht benötigt werden. Die Anordnung ist nicht streng chronologisch, sondern systematisch. Zu diesem Arbeitsblatt liegt eine Lösung vor, anhand derer eine Überprüfung der Ergebnisse möglich ist.
 
Arbeitsblatt 2: Feuerbach und Marx
Nietzsches Atheismus ist nicht zu verstehen ohne jene Vorläufer, die religionskritische Gedanken im Deutschland des 19. Jahrhunderts erst „salonfähig“ gemacht haben. Ein Vergleich mit Feuerbach und Marx bietet sich dabei schon aus Gründen ihrer Relevanz für die Lehr- und Bildungspläne an. Auch im weiteren Verlauf können die Ergebnisse wieder aufgegriffen werden. Methodisch kann das Blatt sowohl in Einzelarbeit als auch in Partner- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden.
 
Arbeitsblatt 3: Das Dionysische
Um Nietzsche angemessen zu verstehen, ist das Begriffspaar „apollinisch-dionysisch“ unerlässlich – seine gesamte Zeitkritik wie auch die Kritik am Christentum gründet auf diesem Gegensatz. Ist für Marx der Grundkonflikt wirtschaftlicher Natur, nämlich die Unterdrückung der Arbeiterklasse durch die Bourgeoisie, so ist für Nietzsche der Grundkonflikt letztlich ein vom Ästhetischen ausgehender. Gemeinsam ist beiden Ansätzen, dass die Religion auf der falschen Seite des Konflikts steht.
 
Arbeitsblatt 4: Gott ist tot
Nietzsches Atheismus ist Gegenstand dieses Arbeitsblattes. Charakteristische Elemente, die teils auch im Film aufgegriffen werden, sind dem Text „Der tolle Mensch“ aus „Die fröhliche Wissenschaft“ zu entnehmen. Gott ist zwar tot, beschäftigt die Menschen aber noch weit darüber hinaus. Sein Tod ist die Voraussetzung dafür, dass der Mensch selbstständig wird. Doch diese Selbstständigkeit bedeutet für den Menschen auch eine Aufgabe, indem er sich nun nicht mehr hinter Gott verstecken kann.
Die Methode der Textschwärzung ist gut geeignet, um insbesondere mit Originaltexten, die sich nicht ohne Weiteres zusammenfassen lassen, umzugehen. Hier bietet es sich nach der in Einzelarbeit durchgeführten Textschwärzung an, die weiteren Schritte in Partnerarbeit durchführen zu lassen. Doch auch Kleingruppen von drei oder vier Personen sind möglich.
Anschließend setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Zusammenhang zwischen der These vom Tod Gottes und dem spezifischen Nihilismus Nietzsches auseinander. Wichtig ist hierbei, dass Nietzsche nicht bei einer Destruktion der Werte stehen blieb, wie dies im landläufigen Verständnis von Nihilismus mitschwingt, sondern dass er den Boden bereiten wollte für eine Neukonstitution von Werten. Nietzsche ließ dabei nicht nur das Christentum, sondern auch die Aufklärung und den naturwissenschaftlichen Fortschrittsglauben hinter sich.
 
Arbeitsblatt 5: Menschenbild und Ethik
Wenn Gott tot ist, kann er auch nicht mehr als Garant für das richtige Verhalten in Anspruch genommen werden. Der Mensch muss sich vielmehr seine eigene Moral erschaffen – auch dies ist eine Facette der neu erworbenen Unabhängigkeit. Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst auf die Filminhalte eingehen, um die eigenen Ergebnisse in der letzten Aufgabe anhand zusätzlicher Informationen zu überprüfen. Unterschiedliche Sozialformen können hierbei gut kombiniert werden.
 
Arbeitsblatt 6: Nietzsche und Wagner
Von der Bedeutung des Ästhetischen für Nietzsche ausgehend ist es zu erklären, dass sein Verhältnis zu Richard Wagner für ihn von grundlegender Bedeutung war. Nietzsche sah in Wagner zunächst das Dionysische verwirklicht und erkannte in ihm einen Vertreter der „Herrenmoral“, der Nietzsches Idee des Genies verkörperte. Umso stärker war die spätere Enttäuschung, als er Wagner in das Apollinische, die Konvention und nicht zuletzt in die christliche Mitleids- und Sklavenmoral zurückfallen sah. In Aufgabe 1, einer Gestaltungsaufgabe, die in Partner- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden kann, sollen sich die Schüler zunächst weitere Informationen und Materialien zu Wagner beschaffen. In Aufgabe 2 können sozialgeschichtliche Kenntnisse über die Gründerzeit mit einfließen. Hierbei müssen die Schülerinnen und Schüler auch die Standpunkte Wagners bzw. Nietzsches bedenken: Wodurch kann man das Treffen so gestalten, dass beide Interesse an einer Begegnung verspüren? Aufgabe 3 erfordert (in Einzelarbeit) eine Reflexion darüber, wie Wagner Nietzsches Vorwürfen begegnen könnte. Die Schrift „Religion und Kunst“, in der Wagner sein religiöses Denken wenige Jahre vor seinem Tod niederlegte, ließe sich auch durch ein Schülerreferat in die Lerngruppe einbringen. Es gibt hier zwar keine eindeutige Antwort, plausibel wäre aber z. B., dass Wagner auf seine eigene Entwicklung hinweist. Ferner könnte er anführen, dass manche seiner revolutionären Gedanken bereits aufgenommen und umgesetzt wurden oder dass er erkannt hat, dass eine völlig autonome Ethik nicht denkbar, geschweige denn durchführbar ist.
 
Arbeitsblatt 7: Niko und Friedrich
Dieses Arbeitsblatt thematisiert die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Friedrich und Niko. Zunächst geht es von der Schlusssequenz und der dort verwendeten Musik aus. Eine Gemeinsamkeit zwischen Tschaikowskis Oper „Eugen Onegin“ und dem Film besteht darin, dass Niko und Friedrich wie Tatjana und Eugen am Ende trotz vorhandener Sympathie getrennt sind. Genauso wie Eugen jegliche Bindung an einen anderen Menschen ablehnt, möchte auch Friedrich nicht, dass Niko aus Mitleid bei ihm bleibt. Es lässt sich natürlich fragen, ob Friedrich, indem er Nikos Abschied provoziert, nicht ebenso unglücklich werden wird wie Eugen.
 
Arbeitsblatt 8: Atheismus heute
Dieses Arbeitsblatt geht auf den heutigen Atheismus ein, für den im 19. Jahrhundert, auch durch Nietzsche, wesentliche Weichen gestellt wurden. In der ersten Aufgabe sollte u. a. zur Sprache kommen, dass Mahnfitz nicht rein sachlich an das Thema Religion herangeht. In Aufgabe 3 sollten die Schüler und Schülerinnen erkennen, dass Religion und Weltanschauung ähnlich gelagerte Begriffe sind. Auch Mahnfitz‘ Position ist eine weltanschauliche, die er jedoch offenbar durch einen vermeintlich wertvolleren Begriff adeln möchte.
In Aufgabe 4 sollten die Schülerinnen und Schüler den Zusammenhang insbesondere zwischen Artikel 4 GG und Artikel 7 GG, Absatz 3 in den Blick nehmen und erkennen, dass Mahnfitz durchaus nicht recht hat. Hierbei kann auch die Verwendung des polemischen „irrerweise“ durch Mahnfitz problematisiert werden. Aufgabe 5 thematisiert mit Artikel 140 GG die Grundlage des deutschen Staatskirchenrechts. Aufgabe 6 wird idealerweise so durchgeführt, dass unterschiedliche Gruppen arbeitsteilig Argumente für je einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin auf dem Podium erstellen.
 
 
 
Produktionsangaben
 
Atheismus und Religionskritik - Das Beispiel Friedrich Nietzsche
 
Produktion
FWU Institut für Film und Bild, 2013
 
Konzept
Sebastian Freisleder
 
Arbeitsmaterial
Dr. Wolfram Mirbach
 
Bildnachweis
reel life film
Thinkstock
Wikimedia Commons
 
Pädagogischer Referent im FWU
Sebastian Freisleder
 
 
Produktionsangaben zum Film
 
Der tolle Mensch
 
Produktion
reel life film
im Auftrag des
FWU Institut für Film und Bild, 2013

 
Buch und Regie
Johannes Rosenstein

 
Kamera
Thomas Beckmann

 
Ton
Stefan Nickel

 
Mischung
mars13audio
Peter Riegel
Maik Siegle
 
Farbkorrektur
Fabian Spang

 
Bildrechte Filmausschnitte
FWU Institut für Film und Bild
reel life film

 
Musikrechte
Proud Music Library

 
Fachberatung
Dr. Wolfram Mirbach

 
Redaktion FWU
Sebastian Freisleder
 
Nur Bildstellen/Medienzentren:
öV zulässig
 
© 2013
FWU Institut für Film und Bild
in Wissenschaft und Unterricht
gemeinnützige GmbH
Geiselgasteig
Bavariafilmplatz 3
D-82031 Grünwald
Telefon          (089) 6497-1
Telefax          (089) 6497-240
E-Mail           info@fwu.de
                     vertrieb@fwu.de
Internet         www.fwu.de
 
 
 
Allgemeine Haftung für Internet-Links

Wir betonen ausdrücklich, dass wir keinerlei Einfluss auf die aktuelle sowie zukünftige Gestaltung und die Inhalte externer Internetseiten haben. Deshalb distanzieren wir uns hiermit ausdrücklich von den Inhalten aller externen Internetseiten, auf die wir auf unserer Produktion mit Links verweisen. Die Inhalte externer Internetseiten machen wir uns nicht zu eigen. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Informationen sowie insbesondere für Schäden durch die Nutzung der gelinkten Seiten haftet ausschließlich der Anbieter der Seite, auf welche verwiesen wird, nicht derjenige, der über Links lediglich auf die jeweilige Veröffentlichung verweist. Sollten Links nicht schalten oder veraltet sein, bitten wir Sie um eine kurze Mitteilung an info@fwu.de.