Das Klima in Europa
Didaktische Hinweise
Der Film ist auf die 7. Jahrgangsstufe für alle Schulformen ausgerichtet und vorwiegend deskriptiv angelegt. Die Satellitenbild- und Tricksequenzen erklären in einfacher Art die Phänomene. Der Filmkommentar ist bewusst einfach gehalten: Weder die strukturierenden Fachbegriffe Klimaelement, Klimafaktor, Klimatypen und Klimazonen noch die Bezeichnung der einzelnen Klimagroßregionen kommen im Film vor. Dennoch sind die thematischen Hintergründe im Film klar strukturiert enthalten. Eine nachträgliche Einführung oder Erhellung dieser fachtypischen Begriffe ist vor allem am Gymnasium und an der Realschule unter Verwendung der beigefügten Arbeitsmaterialien leicht durchzuführen. Statt der Bezeichnung für Klimagroßregionen verwendet der Film regionale Bezeichnung, wie „Das Klima im Westen Europas ...“. An einigen Stellen werden Fachbegriffe in einer sehr anschaulichen Weise erarbeitet (Polarnacht, ozeanisches und kontinentales Klima, Winterregenklima). Auf einen Vergleich der Klimaregionen Europas mit denen anderer Kontinente wird verzichtet, da die notwendigen Vorkenntnisse nicht bei allen Schülerinnen und Schülern vorausgesetzt werden können. An einigen Stellen erfolgen deutliche didaktische Reduktionen: So wird der Nordatlantische Strom als abgeschwächter Ausläufer des Golfstromes im Film der Einfachheit halber als Golfstrom bezeichnet. Mit den verwendeten Bezeichnungen Sommer und Winter sind selbstverständlich Nordsommer und Nordwinter gemeint. Der Film suggeriert, dass nördlich des Polarkreises während des gesamten Winters die Polarnacht anzutreffen ist, tatsächlich aber ist die Länge der Polarnacht abhängig von der geographischen Breite. Von größerer Bedeutung ist allerdings folgende Reduktion: Luftmassen und Luftmasseneinflüsse in oder aus Süd- und Osteuropa werden im Satelliten-Trickfilm in wolken- ähnlichen Formen dargestellt. Bei den entsprechenden Luftmassen vor allem aus dem Osten handelt es sich allerdings in der Realität um trockene, wolkenfreie Luftmassen. In leistungsstärkeren Klassen sollte diese bewusst verfälschte, filmische Darstellungsweise thematisiert werden.
Vorkenntnisse
Kenntnis der topographischen Grobstruktur Europas; Grundkenntnisse zu den Klimaelementen; klimabestimmende Faktoren; Begriffe: Wetter, Klima, polare und tropische Luftmassen.
Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler können
- die Unterschiedlichkeit der Klimaregionen zu bestimmten Jahreszeiten beschreiben;
- die Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung erklären;
- Besonderheiten des europäischen Klimas erklären.
Kurzbeschreibung
Das Klima in Europa ist bekanntlich nicht einheitlich – der Film stellt Unterschiede, Übergänge, aber auch Gemeinsamkeiten der einzelnen Klimagroßregionen dar und liefert Begründungen für diese Phänomene. Die Einfluss nehmenden Besonderheiten in Europa werden durch Trickfilm-Sequenzen deutlich herausgestellt: die besondere Lage auf dem Erdball, die enge Verzahnung von Land und Meer und die damit verbundene ausgleichende Wirkung, die mildernde Wirkung des Nordatlantischen Stroms sowie die einen Luftmassenaustausch verhindernden, West-Ost-verlaufenden Gebirgsbarrieren. Die fünf Klimagroßregionen werden, unterstützt durch dynamisch, aussagekräftige Satellitenbild-Sequenzen, nacheinander vorgestellt: Nach der Beschreibung der klimatischen Besonderheiten erfolgt jeweils ein Verweis auf die potenzielle, natürliche Vegetation, dem sich eine Erläuterung der angepassten Wirtschaftsformen mit den besonderen Kulturpflanzen anschließt. Die Wechselhaftigkeit des mitteleuropäischen Übergangsklimas ermöglicht es, die Gemeinsamkeiten des Klimas in Europas darzustellen.
Zum Thema
Bei der Themenstellung Klima in Europa sind sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten des Klimas in den verschiedenen Regionen des Kontinents von Bedeutung. Das Klima in Europa unterscheidet sich stark von dem Nordamerikas. Die Gründe für die Besonderheiten des Klimas in Europa sind vielfältig:
- Der nordatlantische Strom als Ausläufer des Golfstromes erwärmt die westexponierten
- Regionen Europas und macht somit Obst- und Gemüseanbau bis 60°N möglich.
- Das Fehlen einer Nord-Süd-verlaufenden Gebirgskordilliere im Westen des Kontinentes ermöglicht ein weites Vordringen der Westwinde; der maritim-kontinentale Formenwandel ist somit idealtypisch ausgeprägt.
- Die West-Ost-verlaufenden Gebirgszüge (Alpen, Pyrenäen) verhindern einen Luftmassenaustausch von subtropischen und subpolaren Luftmassen; in den USA hingegen sind z. B. Kaltlufteinbrüche aus dem Norden in Florida keine Seltenheit.
- Die enge Verzahnung von Land und Meer bewirkt, dass in großen Teilen Europas die Temperaturen recht ausgeglichen und somit die Klimazonen im Vergleich zu Nordamerika ostwärts verschoben sind.
Diese Besonderheiten tragen zur speziellen Art der Differenzierung des Klimas in Europa bei. Die große Gemeinsamkeit des Klimas in Europa ist, dass der ganze Kontinent, zumindest für einige Monate, im Einflussbereich der Westwindzone, allerdings in unterschiedlicher Intensität, liegt. Eben diese unterschiedliche Intensität und Dauer des Westwindeinflusses leitet zudem zu einer weiteren Differenzierung des europäischen Klimas über: Grundlegend für das Verständnis des Klimas und der Klimazonen in Europa sind also neben der Bedeutung der Westwindzone vor allem der planetarische und maritim-kontinentale Formenwandel. Diese drei Faktoren sind bedeutsam für die Unterschiedlichkeit des Klimas in Europa. Nach einer stark vereinfachten, effektiven Klimaklassifikation herrschen folgende Klimate bzw. Klimagroßregionen vor:
Das subpolare Klima im Norden Europas ist geprägt von den polaren Einflüssen im Winter mit sehr niedrigen Temperaturen und wenig Niederschlag (Frosttrocknis). Im Sommer sind auch hier die Westwinde bestimmend, sodass vergleichsweise hohe Niederschläge bei milden Temperaturen auch hygrische Jahreszeiten (neben den thermischen) bewirken. (Auf eine Darstellung des räumlich eng begrenzten polaren Klimas wird verzichtet.)
Das gemäßigte Klima der Mittelbreiten ist in Europa in sich deutlich differenziert in einen maritimen, einen Übergangs- und einen kontinentalen Bereich. Der Westen Europas ist gekennzeichnet durch ganzjährig ausreichende Niederschläge bei ausgeglichenen, milden Temperaturen. Die nach Osten zunehmende Kontinentalität des Klimas ist geprägt durch eine zunehmende Temperaturamplitude bei gleichzeitig abnehmenden Niederschlägen. Die Niederschlagsmaxima verlagern sich inwärts des Kontinents immer mehr in den Sommer. Der mitteleuropäische Übergangsbereich liegt zumeist im Einfluss der ozeanischen Westwinde (60% bis 70% der Wetterlagen). Sowohl im Sommer als auch im Winter sind allerdings immer wieder trockene Luftmassen aus dem Osten mit extremen Temperaturen wetter- bestimmend. Im Winter kommt es zu gelegentlichen Kaltlufteinbrüchen polarer Luftmassen. Das subtropische Winterregenklima reicht in Europa im Gegensatz zu anderen Erdteilen bis weit in den Kontinent hinein (Bosporus). Im Sommer gelangt Südeuropa in den Einflussbereich der tropischen Zirkulation (Rossbreiten, Passate). Die Luftmassen sind extrem trocken und warm bis heiß. Im Winter dagegen liegt auch Südeuropa im Einflussbereich der Westwindzone. Die ergiebigen Niederschläge im Winter, die namensgebend für diese Klimaregion sind, und trockene Sommer sind Kennzeichen der hygrischen Jahreszeiten. Die Niederschlagsamplitude der Winterregen nimmt nach Osten hin ab. Die Temperaturen sind im Winter vergleichsweise mild. Es wäre falsch, den Winterregen mit einer Regenzeit gleich- zusetzen.
Die Hauptursache für diese unterschiedlichen Klimagroßregionen ist die jahreszeitliche Verschiebung der Druck- und Windgürtel auf der Nordhalbkugel (siehe auch polares Kältehoch, Westwindzone, randtropische Roßbreiten und Passatzone, ITC in der Fachliteratur). Die an den Luftmassengrenzen entstehenden, westwärts wandernden Zyklonen, die große Gebiete Europas überstreichen können, werden im Film aus Gründen der Überschaubarkeit und der Altersgemäßheit nicht angesprochen, sind allerdings z. T. in den Satelliten-Aufnahmen erkennbar.
Der oben mehrfach erwähnte maritim-kontinentale Formenwandel beschreibt den Übergang vom ozeanischen zum kontinentalen Klima. Die physikalische Voraussetzung dafür bildet die Tatsache, dass Wasser sich langsamer erwärmt und abkühlt als das Land. Dieser Tatbestand ist mit einem einfachen Experiment in der Klasse darstellbar. Das relativ „träge“ Wasser hat somit auf umliegende Bereiche und Regionen eine temperaturausgleichende Wirkung. Diese Ausgleichswirkung haben in abgeschwächter Form auch feuchte Luftmassen. Der maritime Einfluss nimmt in Europa nach Osten hin ab. Von einem kontinentalen Klima spricht man, wenn die Beeinflussung durch das Meer unbedeutend ist. Das kontinentale Klima zeichnet sich durch extrem hohe sommerliche und niedrige winterlich Temperaturen aus (Moskau besitzt eine Temperatur-Amplitude von etwa 30 °C gegenüber London von etwa 13 °C). Die Niederschläge nehmen bei steigender Kontinentalität aufgrund des abnehmenden Wassergehaltes ab. Die Zone des kontinental geprägten Klimas vergrößert sich auf dem eurasischen Kontinent keilförmig. Ein vergleichbarer, abgeschwächter Vorgang ist auch im Mittelmeerraum festzustellen. Hier nimmt die Niederschlags-Amplitude nach Osten hin deutlich ab.
Zum Inhalt
Der Film stellt fünf verschiedene Klimaregionen aus Europa exemplarisch vor. Das mitteleuropäische Übergangsklima wird unter der Dominante Wechselhaftigkeit aufgrund unterschiedlichster Einflüsse am Filmanfang (hier als Motivation) und Filmende kurz angeschnitten, indem verschiedene, den Schülerinnen und Schüler geläufige Wettersituationen präsentiert werden. Zu Beginn des Filmes wird zudem die Unterschiedlichkeit des Klimas in Europas in schnellen, markanten Bildern aufgezeigt. (Diese Bilder werden in den regionalen Vertiefungen wieder aufgegriffen.)
In einer anschließenden, dynamischen Tricksequenz wird die Lage des Kontinents zur Sonne in den verschiedenen Jahrszeiten verdeutlicht. Die besonderen Belichtungsverhältnisse nördlich des Polarkreises werden vereinfacht dargestellt. Danach werden im Trick die Besonderheiten der ausgleichenden Wirkung des Meeres unter besonderer Berücksichtigung der starken Verzahnung von Land und Meer in Europa und des Einflusses des Golfstromes dargelegt. In vergleichbar aufgebauten Sequenzen werden nun nacheinander die Charakteristika der Klimate im West, Osten, Norden und Süden Europas vorgestellt. Die Beschreibung der klimatischen Situation erfolgt über die bildliche und textliche Darstellung der Klimaelemente Temperatur, Niederschlag und teilweise auch Wind für den Sommer und den Winter. Kernstück dieser vier Sequenzen sind themenadäquat überarbeitete, dynamische Satelliten-Bilder, die typische Wettersituationen in den einzelnen Klimagroßregionen vorführen. Die Bildsequenzen werden zum besseren Verständnis jeweils zweimal vorgeführt. Gezeigt werden die Luftmassen, die das Klima in den einzelnen Regionen maßgeblich beeinflussen. In die Bilder zu Nord- und Südeuropa ist zusätzlich die europäische Besonderheit der West-Ost-verlaufenden Hochgebirge eingearbeitet, da die Luftmassen (Wolken) durch die (zusätzlich grafisch hervorgehobenen) Hochgebirge (vorwiegend Alpen) aufgehalten werden. Diese Satellitenfilme sind in zweierlei Hinsicht für den Unterricht bedeutsam und einzigartig: zum einen holen sie die Schülerinnen und Schüler bei ihren (unstrukturierten) Vorerfahrungen auf den TV-Wettervorhersagen ab und zum anderen dokumentieren sie die themen- und medienadäquate Dynamik.
Auf die Satellitenbilder folgen jeweils Realbilder aus den betreffenden Klimaregionen mit typischen Wettersituationen für Sommer und Winter. Der Einfluss des Klimas auf den wirtschaftenden Menschen wird verdeutlicht. Mehrfach wird auf die potenzielle, natürliche Vegetation verwiesen. In allen Fällen erfolgt jedoch ein längerer Exkurs in die klimatisch angepassten Landnutzungsformen und die typischen Anbauprodukte. Ökologische Problembereiche in klimatologisch sensiblen Regionen wie die Bedeutung des behutsamen Holzeinschlages in Nordeuropa oder die Sommersmog-Gefahr in Athen werden exemplarisch behandelt.
Im Schlussteil zu Mitteleuropa wird am Real- und Satellitenbild die Wechselhaftigkeit des Wetters aufgrund der unterschiedlichen Luftmasseneinflüsse dargelegt. Mit einer Original- Wettervorhersage für Deutschland, die diese Wechselhaftigkeit unterstreicht, endet der Film.
Einsatz im Unterricht
Der didaktische Ort des Filmes ist der Einstieg in die Unterrichtsreihe „Klima in Europa“; er kann aber auch bei einer zweiten Vorführung oder zur Lernzielkontrolle am Ende dieser Reihe eingesetzt werden. Eine vertiefende und festigende Bearbeitung der Inhalte erfolgt gemeinsam mit den gereichten Arbeitsmaterialien (siehe „Arbeitsblätter“ und „Bilder und Grafiken“) und dem Lehrbuch. In diesen beiden Mediensammlungen sind die klimatischen Prozesse kartographisch und statistisch (und somit statisch) erfasst. Die jeweiligen Diagramme und thematischen Karten müssen von den Schülerinnen und Schülern den entsprechenden Sequenzen aus dem Film begründet zugeordnet werden. Die angebotenen Materialien sind so zusammengestellt, dass sie flüchtige Filmteile „einfrieren“ die Inhalte strukturieren und die in den Bildern gezeigten Inhalte in einem anderen, typischen erdkundlichen Arbeitsmittel darstellen.
Die stufengemäß gestalteten Klimadiaramme entsprechen den im Film vorgestellten Großregionen. Die geforderte Berechnung der Amplituden (siehe Arbeitsblatt „Klima in Europa – ausgewählte Klimastationen“, hier sind entsprechend der Darstellung nur ungefähre Werte angestrebt) vertieft die Einsicht in die zunehmende Kontinentalität in Osteuropa und das Phänomen der hygrischen Jahreszeiten in Südeuropa.
Die Bearbeitung von Arbeitsblatt „Vorherrschende Winde in Europa“, vertieft die Einsicht in die milden, nordischen Sommer und den Winterregen in Südeuropa. Leistungsstärkeren Klassen kann im Zusammenhang mit diesem Arbeitsblatt eine Einführung in die atmosphärische Zirkulation zugemutet werden.
Die Arbeitsblätter „Klimagroßregionen in Europa“ und „Beeinflussende Luftmassen in Mitteleuropa“, strukturieren die Filmaussagen. Mit dem zweiten Arbeitsblatt wird eine vertiefende Einsicht zu den wechselnden Luftmasseneinflüssen in Mitteleuropa möglich. Damit wird der Bezug zum Filmanfang und -ende geschaffen.
Das Arbeitsblatt „Klimagroßregionen in Europa“ verortet und bezeichnet die Klimagroßregionen in Europa – auf diesen Vorgang wurde aus didaktischen Gründen im Film verzichtet. Die Einführung der Fachbegriffe zu den Klimaregionen ermöglicht zudem eine weitere Lernzielkontrolle. Der hier geforderte Ver- gleich mit den Klimazonen in Nordamerika vertieft die Einsicht in die Besonderheiten bzw. insbesondere Gunst des Klimas und der Klimaregionen in Europa.
Produktionsangaben
Klima der Erde: Klima in Europa
Produktion
Dr. Walter Sigl, München,
im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1995
Buch
Dr. Walter Sigl
Dr. Gabriele Thielmann
Regie
Dr. Walter Sigl
Kamera
Dr. Walter Sigl
Ron Rotem
Uwe Schäfer
Ernst Sasse
Jósef Sáfrány
Thomas Willers
Trick und Animation
GDT Schoschkola, München
AVP Videotransfer, München
Begleitinformationen
Rudi Stauch
Fachberatung
Rudi Stauch
Kai Brüggemann (Meteofax)
Martin Wieczorrek (Meteofax)
Bildnachweis
Dr. Walter Sigl
Pädagogische Referentin im FWU
Dr. Gabriele Thielmann
Nur Bildstellen/Medienzentren: ÖV zulassig
© 1995
FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig
Bavariafilmplatz 3
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